Die Sache mit dem Kunststoff Recycling

Bis vor kurzem waren wir noch der Meinung, dass die Verpackungsabfälle, die wir in den gelben Sack geben, recycelt werden. Was uns nicht klar war, ist die Tatsache, dass es einen feinen Unterschied zwischen dem Wort Recycling im engeren Sinne und der Wiederverwertung gibt. Darüber wollen wir in diesem Beitrag berichten…

Das aus dem Englischen abgeleitete Wort „Recycling“ bedeutet sinngemäß übersetzt, dass Verpackungsmüll wieder in einen stofflichen Kreislauf eingeführt wird, sprich, dass das Plastik mehrmals (zyklisch) wiederverwendet wird. So waren wir der Meinung, dass Plastikabfälle, die wir in den gelben Sack geben, also offiziell recyceln, auch wieder in Plastikprodukten auftauchen. Was wir nun lernen mussten, ist, dass dies tatsächlich nur bei einem Bruchteil des Verpackungsmaterials tatsächlich der Fall ist. Auf diesen Punkt sind wir durch Berichte in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ vom 20. November 2018  sowie im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ vom 19. Januar 2019 aufmerksam geworden.

Aus diesen Artikeln haben wir gelernt, dass die überwiegende Menge des in Deutschland anfallenden Kunststoffabfälle von insgesamt 6,15 Millionen Tonnen (t) pro Jahr wiederverwendet werden. Auch haben wir die Quellen dieser Zahlen im Detail weiter recherchiert, so dass wir in Erfahrung bringen konnten, dass die in den Artikeln verwendeten Daten ursprünglich von einer Agentur namens Conversio im Auftrag verschiedener Verbände der kunststoffverarbeitende Industrie stammen. Diese 6,15 Millionen t teilen sich auf in a) 5,2 Million t Abfälle von gewerblichen oder privaten Endverbrauchern und b) 0,95 Million t Abfällen aus der Industrie. Die genannten 5,2 Millionen Tonnen Abfälle beinhalten übrigens den Müll aus dem gelben Sack (der gelben Tonne) und auch die PET Einwegflaschen, die Ihr am Pfandautomaten abgebt. Auf die PET Einwegflaschen gehen wir noch in einem gesonderten Beitrag ein, da hier besonders gute Zahlen zur Verwertung vorliegen. Was passiert mit diesen Abfällen denn nun genau, war unsere nächste Frage?

Bei der Wiederverwertung unterscheiden wir die thermische Wiederverwertung und die stoffliche Wiederverwertung, wobei der letzte Begriff auch die rohstoffliche Wiederverwertung miteinschließt. Thermische Wiederverwertung beschreibt die Verbrennung des Mülls. So werden bei uns in Deutschland von den oben genannten 6,15 Millionen t insgesamt 3,24 Millionen t verbrannt. 2,14 Millionen t in Müllverbrennungsanlagen und 1,1 Millionen t als Ersatzbrennstoff. Warum sprechen wir hier dann von einer Wiederverwertung? Die aus der Müllverbrennung freiwerdende Energie wird genutzt, um entweder Strom oder Fernwärme zu generieren (energetische Verwertung). In diesem Sinne wird der Plastikabfall tatsächlich einer sinnvollen Verwertung zugeführt, gleichzeitig ist der Rohstoff Plastik natürlich nunmehr unwiderruflich verloren gegangen. Und was verstehen wir unter der Verwendung von Plastik als Ersatzbrennstoff? Hierunter verstehen wir den Einsatz von Plastikabfällen beispielsweise in der Zementherstellung. Durch den Einsatz von Plastik wird hier das Verbrennen anderer Energieträger wie beispielsweise Erdölprodukte oder Gas vermieden.

2,87 Millionen t Plastikabfälle werden in Deutschland der stofflichen Verwertung zugeführt unter die auch die rohstoffliche Verwertung fällt. Unter der rohstofflichen Wiederverwertung verstehen wir das Aufspalten von Plastik in seine Grundbausteine, sodass diese Bausteine wieder für Synthesezwecke in der chemischen Industrie verwendet werden können. Hierbei handelt es sich also tatsächlich um ein Recycling im engeren Sinne. In Deutschland werden so etwa 0,05 Millionen t pro Jahr als Rohstoff wiederverwertet. 2,23 Millionen t werden in Deutschland in die eigentliche stoffliche Wiederverwertung, also ins Recycling, eingeführt. Was passiert mit der Differenz von 0,59 Million t? Dabei handelt es sich um den sogenannten Exportüberhang. In diesem Ausmaß exportiert Deutschland also mehr Plastikabfall ins Ausland, als es importiert. Auf diese Problematik haben wir bereits in einem eigenen Beitrag hingewiesen.

Verwertung des Plastikmülls in Deutschland im Jahr 2017, Quelle der Zahlen: Conversio

Von den 2,23 Millionen t, die in die stoffliche Wiederverwertung gehen, werden 1,88 Millionen t für die Herstellung von sogenanntem Rezyklat verwendet – es werden also wieder Plastikprodukte hergestellt. 0,35 Millionen t, die Differenz dieser beiden Werte, wird dann doch wieder der energetischen Verwertung, also der Verbrennung, zugeführt. Dabei handelt es sich beispielsweise um Abfälle aus dem gelben Sack, die nicht sauber sortiert werden konnten oder zu verdreckt waren und damit nicht in die stoffliche Verwertung eingeführt werden konnten.

Von den 1,88 Millionen t Kunststoffrezyklat werden 0,12 Million t exportiert (und im Ausland wieder in Kunststoff verarbeitet), sodass letztlich lediglich 1,76 Millionen t an Kunststoffabfällen in Deutschland wieder in die Kunststoffverarbeitung eingeführt werden. Wenn wir diese Zahl zusammenfassen, dann werden also von den 6,15 Million t an Kunststoffabfällen, die in Deutschland in 2017 gesammelt worden sind, nur 1,81 Million t stofflich wiederverwertet, entweder als Rohstoffe für die chemische Industrie oder als Kunststoffrezyklat für die Wiederherstellung von Kunststoffen. Ein großer Anteil der Plastikabfälle wird verbrannt, wodurch zumindest andere Brennstoffe eingespart werden, oder werden exportiert. Zum Abschluss noch eine letzte Zahl: Insgesamt werden in Deutschland 14,37 Million t Kunststoff pro Jahr hergestellt und zu Verpackungsmaterial verarbeitet (2017), sprich es werden jährlich gut 12,6 Millionen t Plastik neu hergestellt. 

Zusammen mit unserem ersten Beitrag überlassen wir die Bewertung dieser Zahlen den Lesern unseres Blogs.

Auch interessant:

https://www.zeit.de/die-antwort/2019-03/plastikverpackung-verpackungsgesetz-grassroots-projekte-plastikmuell-umweltschutz

https://www.zeit.de/thema/muell