Dieser Tage hat der Weltklimarat (engl. IPCC, Intergovermental Panel on Climate Change) wieder einen Bericht veröffentlicht, über den die Medien mehrere Tage berichteten. Aber wer oder was ist der Weltklimarat eigentlich? Und was macht dieser? In unserem heutigen Beitrag wollen wir Euch die Zusammensetzung und die Arbeitsweise dieses Rats näherbringen….
Der Weltklimarat wurde 1988 von der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) gegründet. Beim Weltklimarat handelt es sich um eine Institution der Vereinten Nationen. Er bildet einen sogenannten zwischenstaatlichen Ausschuss, der sich mit dem Klimawandel befasst. Er wird von einzelnen Regierungen bzw. Staaten, die Mitglied der Vereinten Nationen und/oder Mitglied der Weltorganisation für Meteorologie sind, gebildet. Aktuell sind 195 Staaten Mitglied im Weltklimarat. Der Weltklimarat hat seinen Sitz in Genf, seine Geschäftsstelle (Sekretariat) ist dort im Büro der WMO untergebracht. Außerdem gibt es noch etwa 170 Beobachterorganisationen.
Ziel des Weltklimarats ist es, für die Regierungen die Erkenntnisse der Klimaforschung in sogenannten Sachstandberichten, auf englisch assessment reports (AR), zusammenzufassen. Diese erscheinen alle 5-7 Jahre. Bisher sind fünf dieser Berichte vollständig erschienen (AR1-5), der sechste Bericht befindet sich gerade im Prozess der Veröffentlichung. Jeder dieser Berichte besteht aus verschiedenen Bänden, die über einen mehrjährigen Berichtszyklus erarbeitet und publiziert werden. So befasst sich der erste Band eines jeden Sachstandsberichts mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels (Arbeitsgruppe I, engl. working group, WGI). Der zweite Band fokussiert auf die Folgen des Klimawandels, der dritte Band beschäftigt sich mit der möglichen Begegnung der Ursachen und Folgen des Klimawandels. Jeder dieser Bände ist sehr umfangreich. So hat der gerade veröffentliche Band AR6 WGI fast 4.000 Seiten. Neben den Sachstandsberichten werden auch Sonderveröffentlichungen verfasst.
Die Regierungen bzw. die ins Plenum des Weltklimarats entsandten Personen können diese Aufgabe nicht selbst übernehmen, da ihnen dazu die fachliche Expertise fehlt. Daher werden vom Plenum auf Vorschlag der Regierungen und Beobachterorganisationen zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus allen Regionen der Erde und aus verschiedenen Fachdisziplinen berufen, die den Vorstand und die Leitung der verschiedenen oben genannten Arbeitsgruppen bilden. Diese berufen dann weitere Mitglieder als Autoren für die verschiedenen Berichte. Am Ende schreiben mehrere hunderte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller möglichen Disziplinen die einzelnen Berichte. Die beteiligten Personen machen diese Aufgabe unentgeltlich. Die wichtigsten Autoren müssen zudem schriftlich ihre Unabhängigkeit erklären. Damit ist der Weltklimarat nicht nur ein zwischenstaatlicher Ausschuss, sondern auch ein wissenschaftliches Gremium.
Was ist die Aufgabe dieses wissenschaftlichen Gremiums? Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tragen die Ergebnisse tausender wissenschaftlicher Arbeiten zum Klimawandel zusammen und bewerten sie. Entgegen einer weit verbreiteten Meinung betreibt der Weltklimarat keine eigene Forschung. Am jetzt veröffentlichten Bericht AR6 WGI waren beispielsweise insgesamt 243 Expertinnen und Experten aus 66 Länder beteiligt, die ca. 14.000 wissenschaftliche Publikationen bewerteten. Nachfolgend werden die Berichte durch externe Gutachterinnen und Gutachter überprüft, die Fachleute sprechen von einem Peer Review Verfahren. Beim letzten Bericht gab es beispielsweise mehr als 78.000 fachliche Kommentare. Die Hinweise werden wieder berücksichtigt und eingearbeitet, bis es am Ende einen finalen Bericht gibt. Der gesamte Prozess, der zu dem Bericht geführt hat, wird am Ende ebenfalls veröffentlicht. Letztlich sind so tausende von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an der Erstellung des Sachstandsberichts und seinen verschiedenen Bänden beteiligt und steuern so ihr Wissen aber auch ihre Interpretation der vorhandenen Daten bei. Damit fasst der Weltklimarat den wissenschaftlichen Konsens auf dem Gebiet der Klimaforschung zusammen. Wissenslücken oder auch abweichende Interpretationen der Daten werden, so lange sie begründet sind, explizit ausgewiesen. Für jede der Aussagen wird zudem festgehalten, wie sicher die Aussage ist. Damit wird abgebildet, wie viele Veröffentlichungen zu einem Thema zum selben Schluss kommen und wie weit die Studien jeweils übereinstimmen.
Da die Berichte für die meisten Entscheidungsträger zu umfangreich sind (und vermutlich aufgrund der Wissenschaftlichkeit für wissenschaftliche Laien schwer zu verstehen sind), wird vor Abschluss eines Berichts eine Zusammenfassung für Entscheidungsträger geschrieben (engl. summary for policymakers, SPM). Dabei dürfen die wissenschaftlichen Erkenntnisse des Hauptteils nicht verändert werden, im Zweifel haben die Hauptautoren das letzte Wort. Diese Zusammenfassung wird abschließend Satz für Satz im Plenum des IPCC beraten. Ganz zum Schluss müssen alle Staaten dem Kurz-Bericht zustimmen. Dies ist sehr wichtig, da sie damit auch öffentlich den wissenschaftlichen Aussagen des Berichts zustimmen.
Die Sachstandberichte des Weltklimarats sind wichtige Grundlage für die Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (engl. United Nations Framework Convention on Climate Change, UNFCCC), an der 196 Staaten beteiligt sind. Diese wurde 1992 auf der Konferenz für Umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro gegründet. Beim UNFCCC handelt es sich letztlich um das Rahmenabkommen der Vereinten Nationen zum Thema Klimaschutz. Oberstes und wichtigstes Gremium für die Weiterentwicklung der internationalen Klimapolitik ist die Weltklimakonferenz der teilnehmenden Staaten (conference of parties, COP). Die erste dieser Konferenzen fand 1995 in Berlin statt. Das Pariser Klimaschutzabkommen ist das Schlussdokument der 21. Weltklimakonferenz (COP21). Die nächste Konferenz, COP26, findet Anfang November 2021 in Glasgow statt. Der gerade veröffentlichte Bericht des Weltklimarats (AR6 WGI) wird dabei wichtige Grundlage für die Gespräche werden.
Referenzen und weiterführenden Infos
Wer noch mehr Details zur Arbeit des Weltklimarats und des UNFCCC lesen möchte, dem seien folgende Seiten empfohlen:
Internationale Webseite des IPCC