Unsere alte Kaffeemaschine und der Strand in Malaysia

Früher hatten wir eine Kaffeemaschine mit Kaffeekapseln. Während die Frau im Haus immer argumentierte, dass dies eine Umweltverschmutzung darstellt, war der Mann des Hauses der Meinung, die Kapseln würden doch in den gelben Sack gegeben und damit wiederverwertet und alles sei gut. Heute müssen wir sagen, zum Glück ist die Maschine irgendwann kaputt gegangen… 

Angeregt durch Bilder von Plastikmüll in den Wäldern und am Strand in Malaysia Anfang diesen Jahres in einem Bericht der Süddeutschen Zeitung haben wir eigene Recherchen durchgeführt, was denn mit dem Plastikmüll so alles passiert, den wir im gelben Sack (oder in der gelben Tonne, über das duale System, auf dem Recyclinghof …) mehr oder minder täglich entsorgen. Davon wollen wir in mehreren Beiträgen in der Folge gesondert berichten. 

Heute wollen wir auf einige wenige aber doch sehr prägnante Zahlen eingehen. In Deutschland werden pro Jahr etwa 5 Millionen t Plastikabfälle aus dem privaten und gewerblichen Bereich der Verwertung zugeführt. Von diesen 5 Millionen t werden etwa 500.000 t zur weiteren Verwertung ins Ausland verkauft (genau genommen gibt es einen sogenannten Exportüberschuss). Zwar unterliegt dieser Export rechtlichen Regeln, die eigentlich dafür sorgen sollen, dass die exportierten Kunststoffe auch in den Empfängerländern verwertet werden, doch leider scheinen diese Regeln in manchen Ländern nicht strikt befolgt zu werden. Auch gibt es in vielen Ländern selbst gar kein etabliertes Recyclingsystem. Nach Recherchen der Naturschutzorganisation Greenpeace hat allein von Januar bis Juli 2018 Malaysia mehr als 70.000 t unseres Kunststoffmülls aufgenommen. Bis zur Verhängung eines Importverbots im Oktober durch die malaysische Regierung sind so vermutlich in 2018 etwa 100.000 t Müll von Deutschland nach Malaysia exportiert worden. 

Und hier wird die Sache jetzt interessant. Vergleichen wir diese Zahlen rein mengenmäßig miteinander, dann sehen wir, dass vereinfacht gesprochen etwa 10 % des Plastikmülls, den wir im gelben Sack der Wiederverwertung zuführen, ins Ausland verkauft werden. Von diesen 10 % wurde wiederum in 2018 ein Fünftel alleine nach Malaysia exportiert und dort in nicht unerheblichen Mengen unsachgemäß in der Natur entsorgt. Nach dem Importverbot in Malaysia und zuvor bereits in China findet der Müll vermutlich nun neue Wege in andere Länder.

Export von Plastikmüll von Deutschland nach Südostasien in 2018 (rein mengenmäßige Betrachtung).

Wenn wir jetzt davon ausgehen, dass ein 4-Personen-Haushalt wie der unsere durchaus ein bis zwei gelbe Säcke pro Woche füllt, dann heißt dies nichts anderes, als dass wir sicher mehr als 50 gelbe Säcke pro Jahr entsorgen. Mengenmäßig werden 10 % davon exportiert, also rein numerisch betrachtet der Inhalt von 5 Säcken. Mindestens ein Fünftel der exportierten Menge ist 2018 in Malaysia gelandet; also in Zahlen ausgedrückt der Inhalt eines Sacks. Natürlich ist dies zunächst eine vereinfachte rein mathematische Betrachtung und man kann nicht den individuellen Sack identifizieren, der dann möglicherweise in Malaysia am Strand liegt. Was für ein Glück also, dass unsere Kapsel-verwertende Kaffeemaschine eines Tages den Geist aufgegeben hat, und ja, natürlich haben wir die Maschine als Elektro-Altgerät wieder in den „Recycling“-Kreislauf eingeführt – und auch das wäre einen extra Beitrag wert.

Das Wichtigste an dieser auf einen Haushalt herunter gebrochenen Betrachtung ist allerdings, dass wir realisieren sollten, dass jeder von uns durch sein eigenes Verhalten Plastikmüll vermeiden kann. Damit kann jeder einen ganz persönlichen, aber signifikanten Beitrag leisten, die Umwelt vor Plastikmüll zu schützen. Der kleinste Beitrag zählt. Und dies ganz unabhängig davon, dass das Recyclingsystem verbessert werden müsste oder andere Länder die Umsetzung ihrer Gesetze sicherstellen sollten.

In einigen kommenden Beiträgen wollen wir Euch berichten, was wir unternommen haben, um unseren Verpackungsmüll aus Plastik zu verringern und wie weit wir damit gekommen sind.

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https://projekte.sueddeutsche.de/artikel/wirtschaft/deutscher-plastikmuell-verschmutzt-malaysia-e590969/

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