Heute wollen wir mal ein auf den ersten Blick sehr trockenes Thema besprechen. Trotzdem ist es extrem wichtig. Immer wieder liest man mal vereinzelt in der Zeitung, dass auch andere Faktoren als die Treibhausgase für den Klimawandel verantwortlich sein könnten, die Sonne oder Vulkane zum Beispiel. Die Wissenschaft hingegen sagt, der Klimawandel sei Menschen-gemacht. Aber wie einig ist sich denn überhaupt die Wissenschaft? Heute wollen wir auf diese Frage hier eingehen.
Um die aufgeworfene Frage zu beantworten, müssen wir uns zunächst damit beschäftigen, wie Wissenschaft Erkenntnisse erzielt und diese allgemein zugänglich gemacht werden. In dem von uns relevanten Teil der Wissenschaft, der Naturwissenschaften inklusive der Klimaforschung, erzielen Wissenschaftler durch Beobachtungen, Messungen und Experimente sowie mathematische Modelle neue Einblicke in die Klimavorgänge. Rückschlüsse, die sich daraus ergeben, müssen dabei auch bereits vorhandene Erkenntnisse berücksichtigen und allesamt in sich konsistent sein. Um ihrer Erkenntnisse der wissenschaftlichen Gemeinschaft zugänglich zu machen, veröffentlichen Wissenschaftler diese in Form von Publikationen. Dies erfolgt in Fachjournalen und unterliegt einer strengen Qualitätskontrolle. So werden Manuskripte vor Veröffentlichung durch mehrere, unabhängige Gutachter bewertet und häufig in mehreren Runden der Korrektur und unter Einbeziehung weiterer Kontrollexperimente verbessert. Erst nach diesem sogenannten Peer Review-Verfahren werden die wissenschaftlichen Erkenntnisse veröffentlicht. Insbesondere der Begutachtungsprozess unterscheidet eine wissenschaftliche Publikation von einem Zeitungsartikel oder einer reinen Internetpublikation. Wenn man Wissenschaftler also zu ihrer Meinung zu einer bestimmten Thematik fragt, dann beruht diese auf wissenschaftlichen Veröffentlichungen, die nach wissenschaftlichen Kriterien erarbeitet und begutachtet wurden. Und jede für sich leistet einen Beitrag zu unserer Erkenntnis über den Klimawandel.
Die Einigkeit der Wissenschaft hinsichtlich des durch den Menschen verursachten Klimawandels wurde selbst auch in verschiedenen Studien untersucht. Wir wollen hier zunächst eine Standardpublikation aus dem Jahr 2013 betrachten. In dieser Studie wurden ca. 12.000 Publikationen untersucht, die sich mit dem Klimawandel beschäftigen und zwischen 1991 und 2011 veröffentlicht wurden. Bei einer genaueren Betrachtung dieser wissenschaftlichen Veröffentlichungen zeigte sich, dass nur 33,6 % dieser Artikel die Ursachen des Klimawandels untersuchten. Die 66,4 % verbliebenen Studien analysierten andere Themen zum Klimawandel und machten demnach keine Aussagen zu dessen Ursachen. Von diesen 33,6 % Arbeiten kamenmehr als 97 % zu dem Schluss, dass der Mensch für den Klimawandel verantwortlich ist und zwar durch den Ausstoß von Treibhausgasen.
Interessanterweise werden diese Zahlen von Skeptikern des Mensch-gemachten Klimawandels als Gegenargument gegen den breiten Konsens in der Wissenschaft verwendet. Hier lautet die Behauptung schlicht, dass lediglich 33,6 % der Wissenschaftler den Menschen als Ursache des Klimawandels sehen würden – ungeachtet der Tatsache, dass sich nur 33,6 % der untersuchten Arbeiten überhaupt die Ursachen des Klimawandels im Fokus hatten. Es wird also eine Aussage aufgestellt, die sich schlicht nicht aus dem genannten Artikel ableiten lässt.
Wir wollen dies an einem einfachen Gedankenspiel deutlich machen. Nehmen wir hypothetisch an, in einer Untersuchung wurden 10.000 Studien zum Thema Lungenkrebs betrachtet. Nehmen wir weiter hypothetisch an, dass 6.000 dieser Publikationen das Verhalten und die Beschaffenheit von Tumorzellen der Lunge beschreiben. Diese 6.000 Publikationen machen allerdings keine Aussage über die Ursache des Lungenkrebses, weil diese Fragestellung schlichtweg nicht untersucht wurde. 4.000 Publikationen hingegen beschäftigen sich mit den Ursachen des Lungenkrebses und von diesen wiederum unterstützen 3.880 (also 97 %) die Aussage, dass Rauchen zu Lungenkrebs führen kann. 120 Publikationen hingegen können sich dieser Aussage nicht anschließen. Ohne jeden Zweifel würde man bei Betrachtung dieser Zahlen zu der Aussage kommen, dass die überwiegende Anzahl der Wissenschaftler sich darüber einig ist, dass Rauchen Lungenkrebs verursacht.
Kommen wir nach diesem Gedankenspiel zum Thema Lungenkrebs zurück zur Studie über die Ursachen des Klimawandels. Damit bleibt die Aussage bestehen, dass die überwiegende Anzahl aller Publikationen (nämlich 97 %), die sich mit den Ursachen des Klimawandels beschäftigen, zu der Aussage kommen, dass dieser durch die Emission von Treibhausgasen durch den Menschen ausgelöst wird.
Darüber hinaus muss man festhalten, dass die genannte Studie aus dem Jahr 2013 nicht die einzige Untersuchung dieser Fragestellung ist. Eine Untersuchung aus dem Jahr 2004 ergab, dass keine einzige der untersuchten und nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte und publizierte Studie den breiten Konsens der Wissenschaft zum Klimawandel bestreitet. Auch gibt es Untersuchungen, die Wissenschaftler direkt nach ihrer Meinung fragen. Interessant ist in diesem Zusammenhang beispielsweise eine Studie aus dem Jahr 2009, bei der etwas mehr als 3.000 Geowissenschaftler befragt wurden. Diese Studie ist insofern hervorzuheben, als dass die befragten Wissenschaftler in unterschiedliche Gruppen eingeteilt wurden. Solche Geowissenschaftler, die sich mit Fragen des Klimas beschäftigt haben (also Klimawissenschaftler) und auch in diesem Bereich publiziert haben, gaben zu 97 % an, dass der Klimawandel Mensch-gemacht ist. Geowissenschaflter, die nicht in diesem Gebiet arbeiten, bestätigen diese Aussage zu 77 %, und Geowissenschaftler, die in einem privatwirtschaftlichen Unternehmen wie beispielsweise in einem Unternehmen der Öl- oder Gasindustrie arbeiteten, bestätigten die Aussage lediglich zu 47 %. So zeigt auch diese Studie, dass vor allem wirtschaftlich unabhängige Klimaexperten die Aussage zum Mensch-gemachten Klimawandel zu fast 100 % unterstützen.
Eine neuere Arbeit aus dem Jahr 2016, die sich auch mit der Kritik an den Arbeiten zum Mensch-gemachten Klimawandel beschäftigt, ist hier zu finden.
Abschließend sei erwähnt, dass es auch keine einzige nationale Akademie der Wissenschaften gibt, die den Konsens der Wissenschaft zu den Ursachen des aktuellen Klimawandels bestreitet.