Bio-basierte und kompostierbare Kunststoffe: Die Lösung des Plastikproblems?

Um das Plastikproblem in den Griff zu bekommen, führen mehr und mehr Unternehmen biobasierte oderkompostierbare (bio-abbaubare) Kunststoffe ein. Diese werden dem Verbraucher als „grüne“ Alternative zu herkömmlichen Plastikprodukten vorgestellt. Doch was steckt hinter diesen Kunststoffen und wie sieht deren Umweltbilanz aus? Mit diesen Fragen wollen wir uns heute beschäftigen… 

Zunächst einmal das wichtigste vorweg: Es handelt sich dabei um zwei verschiedene Merkmale. Biobasiert bedeutet, dass die Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wurden. Kompostierbar bedeutet, dass die Kunststoffe biologisch abbaubar sind.  Somit kann Plastik zwar bio-basiert sein, nicht aber unbedingt kompostierbar (und umgekehrt…).

Beginnen wir nun mit unserer Betrachtung der biobasierten Kunststoffe

Diese Kunststoffe werden aus nachwachsenden Rohstoffen wie Zuckerrohr oder Mais gewonnen. Dabei werden aus den genannten Pflanzen die chemischen Bausteine gewonnen, die für die Plastikherstellung benötigt werden. So können aus den pflanzlichen Rohstoffen letztlich Kunststoffe wie PET und PE hergestellt werden. Dieses Beispiel zeigt zugleich: Biobasierte Kunststoffe sind nicht zwingend abbaubar. Es gibt allerdings auch andere Materialien, die aus Pflanzen gewonnen werden und die auch als Verpackungsmaterial Verwendung finden. Beispiele für diese biobasierten Polymere sind Stärke, Cellophan, Cellulose, Viskose, Gelatine und Polymilchsäure, die dann wiederum unter bestimmten Bedingungen kompostierbar sein können.

Da biobasierte Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, ergeben sich allerdings einige Probleme. Beispielweise konkurriert deren Anbau mit der Lebensmittelherstellung. Mit steigender Nachfrage erhöht sich demnach auch der Flächenbedarf für die Produktion für diese als Monokulturen angelegten Felder. Das Problem mit den Monokulturen haben wir bereits in einem vorherigen Bericht erörtert. In 2018 wurden weltweit insgesamt 2,11 Millionen Tonnen biobasierter Kunststoffe hergestellt. In Brasilien beispielweise unterstützt der Trend zum biobasierten Kunststoff die Vernichtung der Tropenwälder. Weiterhin werden in Ländern außerhalb der EU viele Pestizide eingesetzt, die nachweislich für Mensch und Tier wie Insekten schädlich sind. Alles in allem erhöht dies den Schwund der Arten. Der enorme Preisdruck führt auch zu Niedriglöhnen und Armut in den entsprechenden Ländern.

Eine Lösung für die Herstellung und Nutzung biobasierter Kunststoffe könnte darin bestehen, Abfallprodukte aus anderen Prozessen wie beispielsweise der Apfelsaftproduktion zu nutzen. Diese wären dann eventuell sogar für den Verzehr geeignet. 

Kommen wir nun zu den kompostierbaren oder auch biologisch abbaubaren Kunststoffen

Diese können, müssen aber nicht zwingenderweise aus nachwachsenden Rohstoffen gewonnen werden, sondern können auch aus Erdöl hergestellt sein. Aber allen gemein ist, dass sie biologisch abbaubar sind. Im Optimalfall zerfallen sie dann komplett. Für die Entsorgung dieser kompostierbaren Plastikabfälle wird der Kompost oder die Biotonne angepriesen – vor allem für „kompostierbare“ Müllsäcke. Hier ist jedoch zu beachten, dass für die kompostierbaren Kunststoffe die Vorgabe gilt, dass 90% des Kunststoffs innerhalb von 12 Wochen bei hohen Temperaturen (60°C) abgebaut sein müssen. In den meisten Kompostieranlagen wird jedoch mit sehr viel kürzeren Zeiträumen von ca. 4 Wochen gearbeitet. Dies bedeutet, dass die kompostierbaren Kunststoffe immer noch als Plastik die Kompostieranlage verlassen und dann z.B. zu Mikroplastik auf den ausgebrachten Feldern zerfallen. Auch zeigt eine aktuelle Studie, dass kompostierbare Kunststoffe viel länger in der Umwelt verbleiben als von den Herstellern versprochen. Aus diesem Grund wird selbst die Verwendung kompostierbarer Müllsäcke von vielen Entsorgungsbetrieben verboten.

Werden biobasierte oder kompostierbare (bio-abbaubare) Kunststoffe im gelben Sack oder der gelben Tonne entsorgt, werden diese aussortiert und zumeist verbrannt. Im schlechtesten Fall können sie nicht gut von anderen Plastiksorten getrennt werden, so dass auch „guter“ Plastikmüll, der ansonsten recycelt werden könnte, nicht weiterverwendet werden kann.

Fazit für uns: Wie bereits in unseren vorherigen Berichten unter der Rubrik „Plastik“ erläutert, vermeiden wir wann und wo immer möglich Plastik und suchen entweder verpackungsfreie Produkte oder nutzen wirklich umweltverträgliche Alternativen.

Weitere Literatur:

Plastikaltas der Heinrich-Böll-Stiftung

Umweltbundesamt

2 Antworten auf „Bio-basierte und kompostierbare Kunststoffe: Die Lösung des Plastikproblems?“

  1. Danke für den informativen Artikel. Die Entsorgungsbetriebe Ulm allerdings erlauben keine „kompostierbaren“ Biomülltüten in der Biotonne.

    „Übrigens gehören Plastiktüten nicht in die Biomüllbehälter. Sie verrotten nicht und müssen aufwendig aussortiert werden.
    Auch sogenannte „kompostierbare“, plastikähnliche Biomülltüten sind nicht erlaubt.
    In den Kompostanlagen werden Plastiktüten nicht von kompostierbaren Plastiktüten unterschieden. Nach der Kompostierung dürfen keine Plastik- oder plastikähnlichen Teilchen übrig bleiben. Befinden sich diese im Kompost, kann dieser nicht mehr in der Landwirtschaft weiter verwendet werden.“ (siehe https://www.ebu-ulm.de/aktuell/news/news_0191.php)

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