Bei der Betrachtung des persönlichen CO2-Fußabdrucks sticht der hohe Anteil des Konsums ins Auge, da dieser durchschnittlich mit mehr als 4 t CO2 im Jahr zu Buche schlägt. Einen signifikanten Anteil hat dabei die Nutzung des Internets. Daher haben wir recherchiert, welchen Beitrag diese Tätigkeit auf unseren persönlichen CO2-Fußabdruck haben.
Innerhalb der letzten zehn Jahre ist es zu einer drastischen Änderung unseres Kommunikationsverhaltens gekommen. Seit der Einführung des Smartphones mit dem ersten iPhone im Jahr 2007 ist dieses in den westlichen Industriegesellschaften aus dem täglichen Leben nicht mehr wegzudenken. Wir benutzen es, um Informationen aus dem Internet zu bekommen, Fotos zu machen, Nachrichten zu verschicken, die nächste Reise zu buchen oder es als Fahrkarte für den öffentlichen Nahverkehr vorzuzeigen. Darüber hinaus verwenden wir das Smartphone zum Musikhören, Filme anzuschauen oder um Spiele zu spielen. Da immer häufiger die Daten für das Hören von Musik oder das Betrachten von Videos von einem Server abgerufen werden (Streamen), fallen gerade bei diesen Tätigkeiten enorme Datenmengen an, wobei das Betreiben und das Kühlen der Server sehr energieintensiv ist.
Alleine die Nutzung des Internets durch Smartphones und Computer verursacht knapp 4 % des globalen CO2-Ausstoßes – Tendenz stark steigend, wie eine Studie des Shift Projects feststellte. Im Vergleich dazu: der weltweite Flugverkehr macht etwa 2 % des CO2-Ausstoßes aus, wobei dieser Wert hinsichtlich der Klimawirkung noch mit dem Faktor 2,7 multipliziert werden muss, da die Treibhausgase und andere klimawirksame Veränderungen beim Fliegen in großer Höhe anfallen (wir hatten darüber berichtet). Anders ausgedrückt: die Nutzung des Internets hat einen Beitrag zum Klimawandel, der mit dem Fliegen vergleichbar ist. Im Mittelpunkt der aktuellen Diskussion steht allerdings der Flugverkehr und nicht so sehr die Internetnutzung.
Einen hohen Anteil hat die Nutzung von Streaming Diensten, wobei insbesondere das Konsumieren hochauflösender Videos aufzuführen sind, da die mit einem besonders hohen Datenvolumen verbunden ist. Namen von Firmen sein hier nicht genannt, aber jede Leserin und jeder Leser, die solche Dienste in Anspruch nimmt, wird diese leicht zuordnen können. Knapp 70% des weltweiten Datenverkehrs geht auf diese Sparte zurück.
Aber auch unsere alltägliche Kommunikation ist nicht zu vernachlässigen. So schlägt eine durchschnittliche E-Mail mit etwa 10 g CO2 zu Buche. Ist der Text kurz und ist die E-Mail ohne Anhänge, ist dieser Wert etwas kleiner; ist die E-Mail jedoch mit großen Anhängen versehen, so ist dieser Wert deutlich größer. Ähnliches gilt übrigens auch für das Versenden von Kurznachrichten über entsprechende Messenger-Dienste. In allen Fällen kann dieser Vorgang in etwa so beschrieben werden: Ich verfasse eine Nachricht auf einem Computer (Desktop, Laptop, Smartphone) und sende die elektrische Nachricht an einen Empfänger mit ähnlicher Ausrüstung, wobei zwischendurch eine oder mehrere Server involviert sind. Bei all diesen Vorgängen wird Energie benötigt und fallen in aller Regel Treibhausgase an. Schickt man eine Nachricht an viele Empfänger (in z.B. Gruppen), dann ist der CO2-Ausstoß nochmals größer, da die Nachricht jeder Teilnehmer erhält. Wenn man nun pro Tag 100 Nachrichten versendet, so ist man mit 0,3 t CO2 pro Jahr mit dabei.
Übrigens ist auch das Speichern von Daten wie Fotos in einer Cloud entsprechend energieaufwendig. Wer alle seine Bilder vom Smartphone automatisch in einer Cloud speichert, um sie auch auf anderen Geräten zu betrachten, verbraucht pro Bild ähnlich viel Energie wie für eine E-Mail. Übrigens auch das reine Speichern von Daten benötigt bereits Strom und damit Energie.
Aus diesen Zahlen lässt sich schnell erschließen, dass eine gewisse Zurückhaltung beim Internetkonsum oder Versenden von Nachrichten einen sofort messbaren Einfluss auf unseren CO2-Fußabdruck hat. Und mal ganz ehrlich: ist nicht ein Großteil unserer Kommunikation über diese Medien eigentlich unnötig?
Bei diesem Thema muss man auch noch einen weiteren Aspekt berücksichtigen. So produziert alleine die Fertigung eines neuen Smartphones/Tablets etwa 0,1 t CO2 . Das Vorgehen mancher Telekommunikationsfirmen, ihren Nutzern in regelmäßigen Abständen die Option anzubieten, bei gleichzeitiger Vertragsverlängerung ein neues Smartphone in Anspruch zu nehmen, erscheint daher unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit mehr als zweifelhaft. Die Problematik der Rohstoffe für die Fertigung von Smartphones und Co sei hier nur ergänzend erwähnt. 60 verschiedene Rohstoffe aus aller Welt werden für die Fertigung eines Smartphones benötigt und über lange Transportwege zu den Fertigungsstätten gebracht. Ein Smartphone in einem deutschen Geschäft hat damit schon eine kleine Weltreise hinter sich. Und, wenn man dann noch bedenkt, dass ca. 100 Mio Althandys mit den wertvollen Rohstoffen in Deutschlands Haushalten im Regal liegen, dann ist das ganz schön bitter.
Unser Fazit: Ganz frei von dem beschriebenen Verhalten sind wir persönlich natürlich auch nicht und müssen uns tagtäglich an die eigene Nase fassen. So überlegen wir uns in Zukunft gut, welche Urlaubs- oder Freizeitfotos wir mit wem teilen wollen und welche nicht. Auch ein sorgsamer Umgang mit dem Smartphone, eine möglichst lange Nutzung der elektronischen Geräte, das Recyceln alter Handys und Smartphones, ein bewusster Umgang beim Versenden elektronischer Sprach- und Bildnachrichten sowie eine kritische Selbstreflexion des Streamens ist in Zeiten des bereits merkbar einsetzenden Klimawandels notwendiger denn je.
Und, ganz wichtig: der Server, auf dem unserer Blog läuft, wird mit 100 Prozent grünem Strom betrieben.