Moore Teil 2: Moore müssen wieder vernässt werden

Nach berufsbedingter Pause wollen wir nun endlich den zweiten Blogbeitrag zum Thema Moore veröffentlichen. Im ersten Teil hatten wir beschrieben, was Moore sind und wie sie entstehen und was das Problem der Entwässerung ist. In diesem Beitrag wollen wir Möglichkeiten aufzeigen, wie eine Renaturierung von Moorflächen ohne Interessenskonflikt gelingen kann…

Entwässerung eines Moors in Norddeutschland. Links: Entwässerungsgraben. Rechts: Im Vordergrund ein Entwässerungsgraben. Im Hintergrund ein konventionell landwirtschaftlich bewirtschaftete ehemalige Moorfläche. 

Um Moorflächen für die Landwirtschaft nutzbar zu machen, wurden viele Moore in der Vergangenheit entwässert und aus CO2 Senken wurden Treibhausgasquellen. So sind z.B. 95% der Moorböden in Deutschland entwässert, für die Land- und Forstwirtschaft, für Infrastrukturmaßnahmen oder für den Torfabbau (früher als Brennstoff, später für Blumenerde und den Gartenbau). Emissionen aus Mooren machen in Deutschland knapp 55 Millionen Tonnen Treibhausgase (CO2e) und damit in 2020 etwa 7,5 Prozent der gesamten Treibhausgas-Emissionen Deutschlands aus. Eine Renaturierung von Mooren ist daher ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz. 

Was bedeutet Renaturierung von Mooren? Im Wesentlichen bedeutet dies einen Stopp der Entwässerung und eine nachhaltige Wiedervernässung. Die zur Entwässerung angelegten Entwässerungsgräben werden wieder zugeschüttet, um das Wasser in der Fläche zu halten. Wasser kann auch gezielt zugeführt werden. Der steigende Wasserspiegel sorgt dann dafür, dass die Zersetzung organischen Materials beendet wird, da es keinen Luftzugang mehr gibt. Das organische Material wird praktisch unter Wasser versiegelt. Überlässt man die wiedervernässte Fläche anschließend sich selbst, steigt auch die Biodiversität auf diesem Gebiet. Weiterhin wird die Bodenabsenkung gestoppt und durch die Nässe werden Moorbrände verhindert. So sackt der Boden eines entwässerten Moores um ca. 1 cm pro Jahr ab, wohingegen ein nasses Moor im natürlichen Zustand um etwa 1 mm pro Jahr wächst.

Der eigentliche Vorgang der Wiedervernässung darf allerdings nicht zu schnell erfolgen. Der ganze Prozess erfordert eine aufwendige Überwachung und Regulation. In Deutschland sind seit den 1980er Jahren etwa 4% der trockengelegten Moore wieder vernässt worden (70.000 Hektar), was deutlich zu wenig ist.

Zwei Varianten der Wiedervernässung und die damit verbundenen Schwierigkeiten wollen wir im Folgenden betrachten. 

Da wäre zunächst die Variante, landwirtschaftlich genutztes Land aus der Nutzung zu nehmen, um es wieder zu vernässen. Das ganz offensichtliche Problem mit diesem Vorgehen ist, dass den Landwirten an diese Stelle Einkommen wegbricht. Es liegt also ein Problem der Vergütung für Landwirte vor. Notwendig wäre ein Vergütungssystem, bei dem auch die Pflege des Naturraums mit (staatlichen) Zahlungen verbunden ist. Dies wäre nur gerecht, da es ja auch im Interesse der Allgemeinheit ist, mehr Flächen in einen Natur-nahen Zustand zu überführen. 

Mit der Wiedervernässung verändert sich auch das Emissionsverhalten des Landes. Die Freisetzung von Treibhausgasen wird relativ schnell beendet und nach einiger Zeit kann das Moor auch wieder zu einer Treibhausgassenke werden, d.h. es werden hier mehr Treibhausgase gebunden als freigesetzt. Damit ergibt sich dann auch die Möglichkeit, über den Verkauf von Emissionsrechten Einnahmen zu generieren. 

An dieser Stelle sollte eine weitere interessante Nutzung genannt werden: Das Aufstellen von Windrädern oder PV-Freiflächenanlagen auf wiedervernässten Moorböden. Allerdings sind dabei einige Besonderheiten zu beachten. Auch durch diese Nutzung könnten Einnahmen für die Landwirte geschaffen werden.

In der zweiten Variante werden die wiedervernässten Flächen nicht aus der Nutzung genommen, sondern es wird eine andere Form der Landwirtschaft betrieben. Beim Nutzen landwirtschaftlicher Flächen unter nassen Bedingungen spricht man auch von Paludikultur, abgeleitet vom lateinischen Wort palus, der Sumpf oder Morast. 

Was könnte man z.B. bei uns in einer solchen Paludikultur anbauen? Beispielsweise Torfmoos als Ersatz für Torf im Pflanzmaterial im Gartenbau, Schilf und Rohrkolben als Baumaterial oder die Erle zur Holzproduktion. Auch Tiere können unter solchen Bedingungen gehalten werden, z.B. Wasserbüffel.

Schauen wir uns beispielhaft den Anbau von Rohrkolben an und betrachten den vielfältigen Nutzen. Durch die Wiedervernässung sinken einerseits die Emissionen aus dem Boden. Andererseits führt die Verwendung von Rohrkolben als Dämmmaterial zu einer verbesserten Wärmedämmung eines vormals schlecht gedämmten Gebäudes. Dies spart Heizenergie und -kosten, sowie CO2-Emissionen. Die verbaute Biomasse stellt außerdem einen zusätzlichen Kohlenstoffspeicher für einen längeren Zeitraum da. 

Im Moment ist die Nachfrage nach Paludikulturen und – produkten noch so gering, dass diese Form der Landwirtschaft sich kaum selbst trägt. Daher müssen politische Anreize geschaffen werden, damit sich die Paludikultur entwickeln und durchsetzen kann. Tatsächlich werden allerdings auf EU-Ebene derzeit noch entwässerte Landwirtschaftsflächen subventioniert – also das komplette Gegenteil einer Paludikultur. Paludikulturen, auf denen landwirtschaftliche Nutzung betrieben wird, erhalten derzeit keine Direktzahlungen, während es für andere genutzte Flächen 281 Euro pro Hektar gibt. Nicht zu verachten ist auch die Tatsache, dass sich ehemalige Investitionen der Landwirte erstmal amortisieren müssen. Wir sprechen dann von Pfadabhängigkeiten: Ein einmal eingeschlagener Weg kann nicht ohne weiteres aufgegeben werden. 

Und zu guter Letzt: Was kann jede/r von uns tun, um Moore zu schützen?

1. Beim Kauf von Pflanzerde darauf achten, dass diese ohne Verwendung von Torf hergestellt wurde (torf-frei). All zu leicht greift man hier zu einem Produkt, welches Torf enthält! 

2. Auf Produkte verzichten, die Palmöl enthalten. Palmöl entstammt häufig Monokulturen, die auf entwässerten Mooren in Südostasien, insbesondere Indonesien, angelegt wurden. 

3. Beim Thema „Kompensieren“ von eigenen Emissionen auch mal an den Moorschutz denken. 

Vertiefende Literatur:

Joosten H (2022) Moor muss nass: Wiedervernässung vorantreiben, Torfabbau verhindern. In: Klaus Wiegandt (Hrsg.) 3 Grad mehr. Oekom München. 

Proff I und Furtak S (2022) Nasse Landwirtschaft, In: Spektrum der Wissenschaft 1/22, S. 32-40

https://www.helmholtz-klima.de/aktuelles/wieso-sind-feuchtgebiete-so-wichtig-fuer-den-klimaschutz

https://www.fona.de/de/aktuelles/nachrichten/2022/220202_princess.php