Sommerurlaub ohne Auto – zwei Erlebnisberichte

Der Familienurlaub mit der Bahn wird oftmals als zu teuer, wenig komfortabel oder zum Teil als nicht umsetzbar eingeschätzt. Aber stimmt das auch? Mit diesem Blogbeitrag möchten wir mal wieder einen persönlichen Einblick geben. Vor zwei Jahre endete die Mobilitätschallenge der Familien Aigle und Kühl. Zeit mal wieder zu schauen, wie sich das Mobilitätsverhalten heute darstellt. Wir berichten über unsere Urlaubserlebnisse ohne Auto und Flugzeug

Fangen wir mit den Aigles an: Dieses Jahr ging es nach Slowenien – mit der Bahn. Gepackt wurde natürlich möglichst sparsam und jedes Familienmitglied nahm einen Ziehkoffer und Tagesrucksack mit (vgl. Abb. 1). Nach einigen Diskussionen fanden auch noch die Luftmatratze, der Schwimmdelphin und die Taucherflossen Platz. Man kann also nicht sagen, dass wirklich etwas Wichtiges gefehlt hat. Die Reise ging gegen 10 Uhr morgens mit dem Stadtbus zum Hauptbahnhof los und weiter mit dem Eurocity direkt von Ulm nach Ljubljana, alles in gut 7 Stunden. Der Zug war pünktlich und wir erreichten wie geplant am frühen Abend unser Ziel. Als jeder seinen Platz hatte, kehrte Entspannung ein und mit Lesen und Hörspielen verging die Zeit. Die Zugstrecke durch die Alpen über Salzburg und Villach ist ein Erlebnis und die Landschaft kann im Unterschied zum Auto deutlich bewusster wahrgenommen werden. 

Nach drei Tagen in Ljubljana ging die Reise mit einem regionalen Überlandbus weiter und nach 2 Stunden Fahrt erreichten wir Strunjan, einen kleinen Ort an der Küste Sloweniens. Angekommen an der Bushaltstelle galt es, sich erstmal zu orientieren und den Weg zur Ferienwohnung auszukundschaften, um dann die etwa 1 km Fußweg zur Ferienwohnung zurückzulegen. 

Vor Ort sind wir ohne Mietwagen ausgekommen. Verschiede Ortschaften und Sehenswürdigkeiten in der Nähe waren bei entsprechender Planung mit dem Bus erreichbar. Zum Teil unternahmen wir auch Wanderausflüge und fuhren mit dem Bus zurück. Eine Flexibilität, die mit PKW nicht gegeben ist. Auch stand keine Parkplatzsuche an, von Parkplatzgebühren ganz zu schweigen. Allerdings: nicht jeder Bus war pünktlich, aber alle kamen. Insgesamt ist der ÖPNV in Slowenien gut ausgebaut. An zwei Tagen haben wir Fahrräder ausgeliehen, um damit die Umgebung zu erkunden.

Zurück von Strunjan nach Ulm ging es wieder mit dem Zug. Jedoch hatten wir keine Direktverbindung wie auf der Hinfahrt, Umstiege in Villach und München waren notwendig. Beide Anschlüsse wurden zum Glück knapp erreicht. Im worst-case hätten wir in Villach oder München übernachten müssen. Etwas Nervenkitzel war also schon dabei und alle waren froh, als wir pünktlich gegen 23 Uhr in Ulm ankamen.

Unser Fazit: Für uns war der Urlaub ohne Auto eine positive Erfahrung. Wir haben die Umgebung zu Fuß, mit dem Rad und den regionalen Busverbindungen bewusst erkundet. Voraussetzung hierfür war eine gewisse Tagesplanung, die sich am Busfahrplan orientierte. Die Zugfahrten empfanden wir im Vergleich zur Reise mit dem PKW als entspannter und die Landschaft sowie die Zeit als Familie konnten wir genießen. Auch kostenseitig war der Urlaub ohne PKW günstiger: Setzt man 30 ct/km für den eigenen PKW an, so liegen die Kosten, konservativ gerechnet, bei 2.000 km Fahrstrecke (1.400 für Hin- und Rückfahrt sowie 600 km für Ausflüge) bei 600 €. Für die Zugtickets für Hin- und Rückfahrt hatten wir 300 € als 4-köpfige Familie bezahlt sowie nochmals 200 € für Bustickets und Fahrräder vor Ort. Insgesamt haben wir also etwas eingespart. Auch aus ökologischer Sicht schneiden Bus und Bahn besser ab als der PKW. Gemäß Angaben des Umweltbundesamtes hätten wir dem PKW 304 kg CO2 [1] verursacht. Mit Bus und Bahn beträgt der CO2-Footprint unserer Urlaubsreise nur 86 kg CO2 1

Abbildung 1: Gepäck der Familie Aigle.

Familie Kühl: Wir verbrachten unseren Urlaub in diesem Sommer in Österreich. Zunächst 5 Tage am Achensee, dann 5 Tage in Innsbruck. Ja, auch wir nahmen für An- und Abreise Bus und Bahn. Auf dem Programm stand hauptsächlich wandern und ein wenig baden, so dass wir unsere Reiseutensilien problemlos in unseren Rucksäcken und Ziehkoffern unterbrachten. Für die Hinreise benötigten wir 4 Stunden und 3 Umstiege. Erst mit dem Bus zum Ulmer Hauptbahnhof, dann mit dem Zug über München nach Jenbach (Österreich) und von Jenbach weiter mit dem Bus nach Pertisau am Achensee. Da der Zug ein paar Minuten zu spät in Jenbach ankam, mussten wir dort 50 Minuten auf den Anschlussbus warten. Was aber nicht schlimm war, ein gutes Buch vertrieb die Wartezeit. Fünf Tage später ging es weiter nach Innsbruck. So stiegen wir wieder in den Bus nach Jenbach und von dort 2 Stationen mit dem Zug nach Innsbruck (Dauer insgesamt 69 Minuten). Die Heimreise von Innsbruck ging dann wieder mit dem Zug über München und vom Ulmer Hauptbahnhof mit dem Bus nach Blaustein zurück. Dauer ca. 5 Stunden. Hatten wir unsere Reiseziele erreicht, so benötigten wir keine Verkehrsmittel mehr. Alles, was wir brauchten (Dorfladen, Café, Wanderrouten, Badesee), war fußläufig erreichbar. Da neben der Verspätung der Deutschen Bahn auch immer gerne die Reisekosten als negativ aufgeführt werden, hier ein kurzer Kostenvergleich unserer Reise mit ÖPNV versus Pkw. Für den Zug haben wir für 4 Personen insgesamt 120 Euro gezahlt, vor Ort noch mal 60 Euro, macht insgesamt 180 Euro. Mit dem Auto wären wir 600 km gefahren, was bei 30 Ct/km mit etwa 200 Euro zu veranschlagen gewesen wäre. Außerdem hätten wir in Innsbruck noch Parkgebühren in de Innenstadt zahlen müssen. Wir haben also leicht, wenn auch nicht viel gespart. Hätten wir die Zugtickets früher gebucht, wäre vielleicht noch mehr drin gewesen. Vom CO2 ganz zu schweigen, obwohl wir uns gar nicht erst die Mühe gemacht haben, hier nach zu rechnen. 

Unser Fazit: Urlaub mit Bahn und Bus ist möglich, kostengünstiger und umweltfreundlicher, als eine Reise mit Auto oder gar Flugzeug (vergleiche auch unsere Berichte hier).

Abbildung 2: Pertisau am Achensee (links) und Innsbruck (rechts). 

[1] Bei 152 g/CO2 für PKW, 50 g/CO2 für Fernzüge, 36g/CO2 für Fernbusse, vgl.: https://www.umweltbundesamt.de/bild/vergleich-der-durchschnittlichen-emissionen-0