Unsere Mobilitätschallenge ist beendet, die Medien haben darüber berichtet und wir konnten alles ein wenig sacken lassen. Hier wollen wir unsere persönliche Bilanz ziehen und unsere Erfahrungen sowie Überlegungen mit Euch teilen. Wie ist es gelaufen, was war gut, was war eher schlecht, welche Familie hat gewonnen…?
Wie sagte eine gute Freundin von uns, als sie das Ergebnis hörte? „Familie Kühl sei Zweite, Familie Aigle Vorletzte“. Aber Spaß beiseite: am Ende kam Familie Aigle auf 2.037 km, Familie Kühl auf 2.405 km.
Familie Aigle, die Siegerfamilie
Ein paar „CO2-Fakten“: Während der Challenge haben wir 10.000 Pkw-Kilometer eingespart (Reduktion von 12.000 auf 2.000 km). Das Ziel, unter 5.000 km zu bleiben, wurde also bei weitem erreicht. Damit haben wir in dem Jahr unter Berücksichtigung des Durchschnittsverbrauchs unseres Wagens ca. 1.8 t CO2 eingespart. Ziehen wir die CO2-Emissionen der neu hinzugekommenen Zugfahrten ab, kommen wir bei etwa 5.000 Zugkilometern (ca. 50 % Lang- und 50% Kurzstrecke) laut Umweltbundesamt als Familie zu einer Einsparung von faktisch 1.6 t CO2. Die CO2-Emissionen für unsere beiden E-Bikes sind mit 50 kWh (meist bezogen als PV-Strom) pro Jahr vernachlässigbar.
Die alternativen Verkehrsmittel: Von den eingesparten 10.000 km haben wir als Familie – v.a. im Stadtgebiet – etwa 5.000 km mit dem Rad zurückgelegt: zwei E-Bikes von Mama und Papa und 2 normale Kinderfahrräder. Die anderen circa 5.000 km sind wir mit Zug und Bus gefahren, davon auch eine Langstrecken-Fahrt von 2.000 km an die Nordsee. Wir waren überrascht, wie schnell wir allein durch die Nutzung der Bahn die Pkw-Fahrleistung reduzieren konnten. Die 2.000 Restkilometer mit dem Auto beinhalten einen Skiurlaub im Allgäu und verschiedene kleinere Strecken mit schlechter ÖPNV-Anbindung.
Die Kosten des neuen Mobilitäts-Mix: Den Wertverlust der beiden e-Bikes und der 2 Kinderfahrräder haben wir mit etwa 800 € pro Jahr angesetzt, bei einer Abschreibung über 7 Jahre. Dieser berücksichtigt im Wesentlichen die e-Bikes. Die Kosten für den Betrieb belaufen sich auf etwa 300 € im Jahr (Bremsen, Reifen, Wartung e-Bikes etc…) für alle Räder zusammen. Die Stromkosten für die Akku-Ladungen liegen bei etwa 13 € und sind damit vernachlässigbar. Für Bahntickets haben wir unter Nutzung der Sparangebote der Bahn insgesamt 1.500 € ausgegeben, der ÖPNV, hier vor allem eine Jahreskarte für das Stadtgebiet (als Jobticket-Angebot), hat mit 400 € zu Buche geschlagen. In der Summe hat der neue Mobilitätsmix also 3.000 € pro Jahr gekostet.
Die Kosten des Familien Pkws: Was kostet unser Pkw beim alten Mobilitätsmix, also bei 12.000 km Fahrleistung? Unsere eigene Rechnung ergibt jährliche Kosten von 6.000 € (6 Jahre alter Peugeot 5008, 1.6 l Dieselmotor). Enthalten sind der Wertverlust, die Versicherung, die Kraftstoffkosten, Reparaturen und die Wartung. Dieser Wert ist übrigens durchaus niedrig angesetzt, da wir den Wertverlust linear angesetzt haben. Faktisch verliert ein Auto in den ersten Jahren viel mehr an Wert, so dass der ADAC mit diesen Voraussetzungen nach 5 Jahren Nutzung auf über 8.000 pro Jahr kommt. Und was heißt das jetzt für unser Challenge-Jahr? Trotz reduzierter Nutzung haben wir die kompletten Haltungskosten bezahlt. Die Spritkosten sind dabei nicht ausschlaggebend, da die eingesparten Kosten in unserem Fall nur bei 840 € lagen. Somit bleiben immer noch, konservativ angesetzt, über 5.000 € Fixkosten inklusive Pkw-Wertverlust. Unter Berücksichtigung einer Abschaffung des eigenen PKWs sähe das Bild schnell anders aus. Dann hätten wir in etwa 2.000 Euro zusätzlich zur Verfügung gehabt, da die Kosten für den neuen Mobilitätsmix klar geringer sind (5.000 Euro minus 3.000 Euro). Bei einer Abschaffung des eigenen Wagens könnten wir dieses freiwerdende Budget übrigens auch mal für einen Mietwagen, Car-Sharing Angebote oder auch ein Taxi nutzen. Um diesen Schritt des völligen Verzichts auf ein eigenes Auto zu gehen, wäre für uns ein flexibles Car-Sharing-Angebot entscheidend.
Weitere „Gewinne“: Die vielen Wegstrecken mit dem Fahrrad oder zu Fuß haben uns gut getan und Freude bereitet. Wir sind auch relativ gesund durch den Winter gekommen. Bewegung im Alltag ist wichtig. Sei es der Weg zur Schule, zur Bushaltestelle oder mit dem Rad zur Arbeit. Die verschiedenen Zug- und Busfahrten warten auch immer wieder ein Abenteuer, bei dem man Land und Leute ganz anders wahrnimmt als im isolierten Auto.
Gesamtfazit: Wir als Familie bleiben dabei und versuchen auch im nächsten Jahr auf Bus, Bahn und Rad zu setzen. Und, wer weiß, vielleicht sogar unser Auto durch ein flexibles Car-Sharing zu ersetzen.
Familie Kühl, die Zweiten
Insgesamt ziehen auch wir ein sehr positives Fazit aus dem Challenge-Jahr. Da wir bereits im Jahr zuvor unsere Pkw Nutzung von 14.000 auf 5.000 km reduziert hatten, dachten wir zunächst, dass wir nicht mehr viel ändern müssen. Die Vorteile des Pedelecs haben wir hier ja schon mehrfach besprochen. Wir merkten jedoch schnell, dass die Aigles es richtig „ernst“ meinten und mussten uns am Ende ganz schön anstrengen, um mitzuhalten. In den Ferien und an freien Wochenenden war das alles auch nicht so schwer – da schreckte uns auch der eine oder andere Regenguss nicht vom Radfahren ab. Und Treffen mit Familie und Freunden wurden zeitlich so geplant, dass wir mit Zug und Rad an- und abreisen konnten. Doch im Schul- und Arbeitsalltag immer die Kraft und Zeit für alternative Mobilitätsweisen aufzubringen und die Kinder für das Rad zu motivieren, das war manchmal schon sehr schwer. Und wenn es mal so richtig heftig geregnet hat (zum Glück nur sehr selten), braucht man dann doch auch mal Wechselkleidung im Gepäck. Hier hilft am Ende nur eine vorausschauende Planung und ein nicht allzu voller Terminkalender. Ohne die Challenge hätten wir aber sicher mehr als 2.405 km auf unserem Pkw Tacho gehabt. Nun heißt es: dran bleiben!
Presse- und Fernsehberichte
Südwest Presse am 14. September 2020: Link.
ARD Buffet (ARD) am 17. September 2020: ca. 4 minütiger Beitrag (Film) aktuell hier zu finden (ab Minute 27).
Alle Folgen
Mobilitäts-Challenge Folge 1 hier.
Mobilitäts-Challenge Folge 2 hier.
Mobilitäts-Challenge Folge 3 hier.
Mobilitäts-Challenge Folge 4 hier
Mobilitäts-Challenge Folge 5 hier.