Ein Thema, welches derzeit immer wieder in den Medien diskutiert wird, ist das Artensterben und der Schwund an Biodiversität. Hierunter fallen natürlich auch die Insekten. In diesem Zusammenhang steht auch das Volksbegehren „Rettet die Bienen!“ in Bayern Anfang des Jahres 2019, welchem sich sehr viele Menschen angeschlossen haben. Was ist eigentlich dran am Artensterben und was kann jeder Einzelne von uns dagegen unternehmen? Mit diesen Themen wollen wir uns heute beschäftigen…
Warum sind Insekten eigentlich so wichtig für uns und warum sollten wir uns um dieses Thema kümmern? Neben der Tatsache, dass sie einfach nur toll aussehen, erfüllen die Insekten für uns eine lebenswichtige Aufgabe. Sie stellen wichtige Bestäuber für unsere Nutzpflanzen wie Obst-, Gemüse- und Futterpflanzen dar. Demnach sind bestimmte Pflanzen auf bestimmte Insekten angewiesen, aber auch umgekehrt. Fehlen bestimmte Pflanzen, gibt es bestimmte Insekten nicht mehr, fehlen bestimmte Insekten, werden machen Pflanzen nicht mehr bestäubt und sterben ebenfalls aus. Weiterhin sind Insekten enorm wichtig für den Abbau von Biomasse (Kompost, Blätter, Altholz), so dass sie als Nährstoffe wieder in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Auch für die Nahrungskette spielen sie eine wichtige Rolle, da sie als Nahrung für größere Tiere wie Vögel, Amphibien und Fische dienen. Ein Rückgang der Insekten hat also unmittelbare Folgen für uns und unsere Umwelt, da sie einen wichtigen Part im gesamten Ökosystem übernehmen.
Um die Hintergründe zum Insektensterben wissenschaftlich aufzuarbeiten, haben sich zwei Wissenschaftler die Mühe gemacht, 73 Studien näher zu analysieren und diese Erkenntnisse in einem Artikel zusammenzufassen. In diesem erläutern sie, dass weltweit die Populationen von 40% aller Insektenarten geschrumpft sind, ein Drittel davon ist sogar vom Aussterben bedroht. In die große Gruppe der Insekten gehören Schmetterlinge, Käfer und Hautflügler wie Bienen oder auch Libellen und Eintagsfliegen. Eine andere Studie hat gezeigt, dass die Insektenbiomasse in den untersuchten deutschen Schutzgebieten über einen Zeitraum von 27 Jahren um 75% zurückgegangen ist. Alles in allem alarmierende Zahlen!
Doch was sind eigentlich die Gründe für dieses massive Aussterben? Der wichtigste Grund ist der Verlust an Lebensraum, wobei hier zwei Aspekte zu betrachten sind. Erstens ist die vermehrte landwirtschaftliche Nutzung zu nennen. Durch die Flurbereinigung vor 30 bis 50 Jahren sind viele Graswege, Heckenstreifen und andere Kleinbiotope durch Maschinen wegrationalisiert worden. Zweitens ist der Ausbau unserer Wohnflächen (Urbanisierung) aufzuführen. In Teilen der Landwirtschaft ist darüber hinaus der massive Einsatz von Pflanzenschutzmitteln wie Pestizide und synthetische Düngemittel als Ursache zu nennen. Durch den Einsatz großer Maschinen wie Mähmaschinen, Mulchgeräte und Kreiselmähwerke werden Insekten und auch die Raupen, Puppen und Eier zusätzliche klein geschreddert. Auch der Klimawandel inklusive der Erderwärmung trägt hierzulande zum Rückgang der Insekten bei. Einen weiteren Grund hatten wir in einem vorangehen den Artikel schon aufgeführt, die Lichtverschmutzung.
Wie können wir auf persönlicher Ebene dem Insektensterben entgegenwirken? Neben den politischen Bemühungen, im landwirtschaftlichen Bereich Anreize gegen das Insektensterben zu schaffen (Stichwort: Blühstreifen), können auch wir ganz persönlich einen Beitrag leisten – sei es durch den Kauf von Produkten aus einer nachhaltigen Landwirtschaf oder durch eigene Aktivitäten. Hierzu braucht es nur einen Balkon oder einen Garten – umso größer, desto besser natürlich. In diesem Beitrag wollen wir uns auf eine ökologische Gartengestaltung konzentrieren.
Zunächst einmal sollten wir bei der Planung des Gartens einheimische Pflanzen bevorzugen. Dies gilt für alle Pflanzen, sei es der Baum, der Strauch oder auch Blumen und Stauden. Der Vorteil ist, dass einheimische Pflanzen an unsere klimatischen Bedingungen angepasst sind. Weiterhin werden zu großen Teilen nur die einheimischen Pflanzen von unseren Insekten als Nahrungsquelle aufgesucht. Als wir unseren Garten vor ein paar Jahre angelegt haben, haben wir darauf leider nur bedingt geachtet und nun stehen auch ein paar nicht einheimische Pflanzen in unserem Garten. Auch der in vielen Gärten gepflegte englische Rasen bringt unseren Insekten rein gar nichts und stellt in dieser Hinsicht einfach nur eine ungenutzte Fläche dar.
Wir für uns gestalten unseren kleinen Garten derzeit Insekten-gerecht um bzw. erweitern diesen bewusst. Beim Besuch unserer Baumschule achten wir darauf, dass wir Sträucher und Stauden wählen, die in der Blütezeit vermehrt von beispielsweise Bienen, Hummeln oder Schmetterlingen besetzt werden. Häufig wird dies auch in der Beschreibung gekennzeichnet. Auch berücksichtigen wir, dass wir verschiedene Pflanzen auswählen, so dass zu jeder Jahreszeit von März bis November ein paar Pflanzen oder Blumen blühen und dann später auch Früchte für Tier und / oder Mensch tragen. Kroch unser Papa in den letzten Jahren noch über seinen heiligen Rasen, um so genannten „Unkräuter“ aus dem Rasen herauszureißen, so freuen wir uns heute über jedes Blümchen, welches von Insekten aufgesucht wird.
Der eine oder andere entscheidet sich vielleicht sogar für eine Blumenwiese. Wichtig dabei ist, dass man eine geeignete Samenmischung mit einheimischen Blumen erwirbt, was manchmal gar nicht so einfach ist. Und noch ein wichtiger Punkt: Kies- und Steingärten werden auch als ökologische Wüsten bezeichnet, selbst wenn der eine oder andere Zierstrauch darauf zu sehen ist – Lebensraum für Insekten sieht anders aus. Neben dieser Tatsache werden die Sonnenstrahlen von den Steinen wunderbar absorbiert, so dass es rund ums Haus noch ein bisschen wärmer wird – der ganz individuelle Beitrag zur zunehmenden Erderwärmung.
Wenn man jetzt auch noch Nistplätze für Insekten schafft, ist man gleich noch ein ganzes Stück weiter. Wer es einfach mag, greift auf ein gekauftes Insektenhotel zurück oder baut es sogar selbst zusammen. Wer mehr Platz hat, kann auch ein 30-50 cm tiefes Sandloch, welches neben grobkörnigem Sand auch Totholz und größere Steine enthält, anlegen. Zusätzlich eine Wasserstelle stellt natürlich dann das Tüpfelchen auf dem „Garten-i“ dar. Wer es kleiner mag, der kann eine Schale mit Wasser aufstellen. Wer es größer mag, kann auch ein Biotop anlegen. Vögel und Insekten freuen sich, die diese Wasserstelle zum Trinken und Baden zu nutzen, ist der Sommer heiß und trocken kann dies sogar Tierleben retten. In größeren Biotopen siedeln sich unter Umständen viele Wassertiere wie Libellen, Wasserläufer oder gar Kröten an.
Tipp: Wer keinen Garten oder Balkon hat, aber trotzdem etwas tun möchte, der kann auch eine Blühpatenschaft übernehmen. In Baden-Württemberg gibt es bespielsweise das hier: www.bwbluehtauf.de.
In einem der nächsten Beiträge wollen wir noch gesondert auf die immer beliebteren motorisierten Gartenhilfen wie Mähroboter und Laubsauger eingehen und deren Einfluss auf unsere Umwelt beleuchten.
Weitere Literatur: