Schottergärten haben einen schlechten Ruf, werden aber in Neubaugebieten und nach Renovierung bestehender Häuser immer mehr angelegt – sei es, weil das manche hübsch finden, sei es, weil andere sich einen geringeren Arbeitsaufwand von dieser Form des Gartens erhoffen. Wir haben vor einigen Tagen Schotterflächen in kleine grüne Oasen verwandelt. Hier erfahrt Ihr mehr zu dieser Aktion….
Doch fangen wir erstmal mit den Gründen unserer Aktion an. Warum haben Schottergärten eigentlich so einen schlechten Ruf? In den letzten 20 Jahren ist die Insektenmasse massiv zurückgegangen. Studien zeigen das Ausmaß von 75%. Damit einhergehend ist auch der Vogelbestand deutlich eingebrochen, was verschiedene Studien zeigen, wie z.B. diese. Detaillierte Informationen dazu gibt es auch hier. Diese Berichte legen einen Rückgang von teilweise mehr als 50% nahe, wie auch die Bundesregierung bestätigte. Einen Bericht gab es dazu in der Süddeutsche Zeitung. Und auch erst diese Woche hat das Bundesumweltministerium Zahlen veröffentlicht, dass der Trend beim Sterben der Vögel ungebremst weitergeht. Gründe liegen u.a. in der veränderten landwirtschaftlichen Landnutzung, aber auch die zunehmende Versiegelung der Landschaft hat einen negativen Einfluss.
Auf der anderen Seite hat sich gezeigt, dass auch städtische Gärten mit einheimischer Bepflanzung positiv zum Erhalt der Biodiversität beitragen können. Zudem sorgt eine Begrünung von Flächen für eine Abkühlung aufgeheizter Städte. Schottergärten und Steinflächen hingegen haben eine gegenteilige Wirkung, indem sie sich durch die Absorption der Sonnenstrahlen stark erhitzen. Darüber hinaus wirken Grünflächen wie Schwämme, die bei Starkregen viel Wasser aufnehmen können. Schottergärten sind außerdem häufig mit Wurzelschutzfolien oder -vlies unterlegt, die trotz kleiner Löcher trotzdem eine ökologische Barriere darstellen und mit der Zeit zu Mikroplastik zerfallen, das ins Grundwasser gelangen kann.
Außerdem muss an dieser Stelle noch angemerkt werden, dass ein Schottergarten etwas anderes ist als ein Steingarten. Während Schottergärten häufig als vermeintlich ästhetisches Element eingesetzt werden und bei denen die Bepflanzung in Hintergrund steht, sind Steingärten gezielt gestaltete Steinlandschaften mit entsprechend angepasster und im Vordergrund stehender Bepflanzung. Hier ist die Gestaltung eines ökologisch wertvollen Elements die Grundlage des Handelns. Während Schottergärten also entsprechend arm an Arten sind, sind Steingärten häufig durch eine entsprechende Artenvielfalt gekennzeichnet.
Wir selbst haben auch in unserem Garten begonnen, eine kleine Fläche Schottergarten zu begrünen (ein vorher/nachher Bild findet Ihr hier). Noch besser wäre es gewesen, die Steine nicht bloß überwachsen zu lassen, sondern diese auch gegen Humus auszutauschen. Nur wo hin damit? Aber so ist es sicher besser als vorher. Die Steine können sich nicht aufheizen, Insekten und andere Kleintiere finden Unterschlupf, verschiedene Blüten bieten leckeren Nektar.
In unserer Nachbarschaft befinden sich diverse Straßenbäume, die von Schotterflächen verschiedener Zusammensetzung umrahmt sind, graue Steine oder roter Split. Wir dachten, das lässt sich ändern. So machten wir uns gemeinsam mit zwei befreundeten Familien an zwei goldenen Herbsttagen im Oktober daran, diese Flächen mit allerlei Grün zu bepflanzen. Wir durften aus dem Garten unser befreundeten Familie Hädicke viele verschiedene, über Jahre liebevoll hochgezogene Pflanzen ausgraben. Nach Rücksprache mit der Stadt pflanzten wir diese anschließend unter 18 städtische Bäume in unserem Wohngebiet ein. Resultat: nach insgesamt sechs Stunden Arbeit und viel Herzblut entstand aus kargen Steinwüsten ein toller Anblick! Und im Frühjahr werden wir die Samenbomben für die Fläche „dazwischen“ zum Einsatz bringen, ein Rezept findet Ihr hier. Insgesamt werden sich sicher auch unsere kleinen Freunde, die Insekten, an der Bepflanzung erfreuen.
Jetzt hoffen wir, dass die Pflanzen auch gut anwachsen und freuen wir uns auf den kommenden Frühling, wenn alles blüht, summt und brummt. Wir werden berichten…. und vielleicht habt Ihr ja auch Lust in Eurer Stadt oder Gemeinde etwas zu tun? Regt doch einmal an, Baumpatenschaften einzurichten oder klärt ab, um welche Bäume Ihr Euch kümmern dürft.