Ein privates Silvesterfeuerwerk zu veranstalten macht wirklich Spaß und ist zudem noch schön anzusehen, gar keine Frage. Doch immer mehr rücken auch die Nachteile dieses Vergnügens in den Vordergrund. Mit einigen davon wollen wir uns heute hier beschäftigen…
Das Feuerwerk zu Silvester belastet unsere Umwelt. Jeder kann es mit eigenen Augen sehen, mit der eigenen Nase riechen und mit den eigenen Ohren hören. Aber wie stark ist die Belastung wirklich? Das Umweltbundesamt hat zu diesem Thema aktuell im Dezember dieses Jahres eine Broschüre herausgebracht.
In Deutschland werden pro Jahr ca. 130 Millionen Euro alleine für den Kauf von Raketen, Feuerwerksbatterien und Knallern ausgegeben. Die Feuerwerkskörper werden in Gefahrenkategorien eingeteilt. Gefahrenkategorien 1 und 2 gelten für den privaten Gebrauch. Kategorie 1 bedeutet dabei sehr geringe Gefahr. Darunter fallen vergleichsweise harmlose Dinge wie Tischfeuerwerk, Knallerbsen oder Wunderkerzen, die ganzjährig eingesetzt werden dürfen. Kategorie 2 bedeutet geringe Gefahr. Hierunter fallen Raketen, Feuerwerksbatterien und Knallkörper für die Silvesternacht, die demnach nur am 31.12. und am 1.1. eines Jahres eingesetzt und nur von Personen bedient werden dürfen, die mindestens 18 Jahre alt sind. Feuerwerkskörper der Gefahrenkategorie 4 sind professionelle Höhenfeuerwerke, die bei Veranstaltungen gezündet werden. Durch den Einsatz von Strontium-, Kupfer-, Bariumverbindungen erhalten verschiedene Feuerwerkskörper übrigens ihre beeindruckenden bunten Farben.
Worin liegt nun das Hauptproblem im massiven Einsatz von Feuerwerkskörpern in der Silvesternacht? Wir kommen dabei zu einem Thema, welches wir aus anderen Diskussionen wie der um die Dieselfahrzeuge bereits kennen: die Freisetzung von Feinstaub. Feinstaub wird anhand der Partikelgröße in verschiedene Kategorien eingeteilt. Partikel der Größe kleiner 10 µm erhalten die Bezeichnung PM10 (PM, particulate matter), Partikel der Größe kleiner 2,5 µm entsprechend die Bezeichnung PM2,5. Aufgrund dieser besonders geringen Größe – es handelt sich nur um Bruchteile eines Millimeters – sind sie für uns Menschen unsichtbar.
Durch das Verbrennen von Feuerwerkskörpern werden pro Jahr ca. 4.200 Tonnen Feinstaub freigesetzt; und das innerhalb kürzester Zeit. Dies entspricht laut Umweltbundesamt ca. 25% der Feinstaubfreisetzung aller Holzfeuerungen in einem Jahr und macht ca. 2 % der gesamten Feinstaubmenge in Deutschland aus. Vergleicht man die Feinstaubfreisetzung des Silvesterfeuerwerks mit der des gesamten Straßenverkehrs, stellt man fest, dass die Feinstaubmenge in der Silvesternacht ca. 15 % der im gesamten Jahr ausgestoßenen Feinstaubmenge aus dem Verkehr ausmacht. Die beim Silvesterfeuerwerk in Deutschland emittierten ca. 7.200 Tonnen CO2 sind auch nicht gerade wenig, neben der Feinstaubbelastung tatsächlich aber schon „fast“ als nebensächlich anzusehen. Trotzdem kann man sie vermeiden, jede Tonne zählt!
In der Silvesternacht sind die Feinstaubgrenzwerte von PM10 und PM2,5 an vielen Orten überschritten, die Feinstaubbelastung ist an vielen Orten Deutschlands so hoch wie sonst im gesamten Jahr nicht. In Großstädten beträgt die Belastung von PM10 in der Silvesternacht gut und gerne auch schon mal 1.000 µg/m3. Im Vergleich: im Schnitt liegt sie in Deutschland bei ca. 18 µg/m3. Außerdem gilt, dass ein PM10-Wert von 50 µg/m3 nicht öfter als 35x an einem Ort im Jahr überschritten werden darf. Der Grenzwert von PM2,5 hingegen liegt bei 25 µg/m3. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt, dass dieser Wert nicht öfter als 3x im Jahr überschritten wird. Wer sehen möchte, wie sich die Feinstaubbelastung in der Silvesternacht verändert, kann dies hier machen. Das Abklingen der Feinstaubbelastung ist übrigens wetterabhängig: ist es windstill, hält die Belastung noch viele Stunden nach dem Feuerwerk an.
Was sind denn nun die gesundheitlichen Folgen unseres Silvesterfeuerwerks? Die Partikel der Größe 10 µm (PM10) können in Nasenhöhle, Luftröhre und Bronchien gelangen. Die der Größe 2,5 µm (PM2,5) erreichen sogar die kleinen Bronchien, Bronchiolen und die Lungenbläschen. Aufgrund ihrer besonders geringen Größe können sie sogar in den Blutkreislauf eintreten. Als Folge können Atembeschwerden, Atemwegserkrankungen oder Herz-Kreislauf-Probleme auftreten. Insbesondere Asthmatiker leiden durch den Feinstaub in der Silvesternacht unter vermehrten Atemproblemen und Asthmaanfälle und müssen vermehrt Medikamente einnehmen.
Durch die Lärmbelastung kommt es zu Hörschädigungen. Im Schnitt erleiden an Silvester 8.000 Menschen Verletzungen des Innenohrs, wobei ein Drittel der Betroffenen bleibende Schäden davonträgt. Durch einzelne Schallereignisse können Haarzellen im Innenohr dauerhaft geschädigt werden. Da es derzeit keine Therapien für diese lärmverursachte Innenohrschädigungen gibt, haben die Betroffenen dauerhafte Einschränkungen im privaten als auch beruflichen Leben. Weitere Folgen des Feuerwerks sind – wenig überraschend – Verbrennungen sowie Verletzungen an Händen und Augen. Überraschend ist allerdings schon, wie viele Menschen sich diesen gesundheitlichen Gefährdungen bewusst aussetzen oder sie einfach ignorieren.
Das Silvesterfeuerwerk bringt darüber hinaus auch Schäden an Natur und Tier mit sich. Hier ist an erster Stelle der große Eintrag von Müll in die Umwelt durch Böllerreste, Verpackungen, Flaschen und Scherben zu nennen. Alleine in den fünf größten Städten Deutschlands entstanden in den letzten Jahren ca. 190 Tonnen Müll pro Silvesterereignis. Damit einhergehend sind in den Tagen danach ca. 1.100 Mitarbeiter im Einsatz, um dort den Müll wieder zu beseitigen. Wird der Müll allerdings nicht zeitnah aufgeräumt, gelangen Chemikalien und Mikroplastik in unsere Gewässer.
Außerdem kommt es zur Störung von Wildtieren. Informationen dazu hat der Naturschutzbund Deutschland zusammengetragen: Vögel werden von ihren Schlafplätzen aufgescheucht. Durch den durch das Feuerwerk ausgelösten Schreck fliegen sie bis zu 1.000 Meter (!) hoch; unter normalen Bedingungen erreichen Vögel Höhen von max. 100 Metern. Dadurch werden Familienverbände auseinandergerissen, manche Vögel finden nie wieder zurück. Auch Haustiere leiden in der Silvesternacht, diese haben jedoch den Vorteil, dass sie von ihren Besitzern umsorgt werden (können).
Fazit: Anstatt unser Geld in Feuerwerkskörper zu stecken, werden wir es auch in diesem Jahr in wohltätige Projekte investieren. Übrigens: in manchen deutschen Städten ist es teilweise verboten, Raketen zu schießen. Und in verschiedenen Ländern außerhalb Deutschlands ist es nicht nur nicht üblich, sondern zu Teilen schon sehr viel länger verboten, zum Jahreswechsel privat ein Feuerwerk zu veranstalten. Infos gibt es hier. Eine sehr witzige Alternative zum klassischen Feuerwerk zeigt unser Wissenschaftskollege Volker Quaschning hier auf. Viel Spaß!
Literatur:
https://www.umweltbundesamt.de/themen/dicke-luft-jahreswechsel
https://www.sueddeutsche.de/gesundheit/feinstaub-feinstaub-exzess-durch-silvesterfeuerwerk-1.3318973