Nach nunmehr 10 Wochen Sack-Challenge und 5 Abfuhrterminen liegen unsere ersten Plastikmüll-Messungen vor. Wieviel Plastikmüll produzieren unsere beiden Familien innerhalb von zwei Wochen? Was haben wir unternommen, um unser Plastikaufkommen zu reduzieren? Was waren die Hürden, was die Erfolge? Hier erfahrt Ihr mehr…
Zunächst stellte sich uns die Frage, wie schwer ein durchschnittlich gefüllter gelber Sack eigentlich ist. Müllbehälter werden allgemeinhin mit Volumenangaben versehen. So fasst ein gelber Sack offiziell 90 Liter. Realistisch ist jedoch die Annahme, dass ein Sack 60 bis 80 Liter Verpackungsabfall umfasst. Da das statistische Landesamt für Kunststoffe ein Gewicht von 0,03 kg pro Liter angibt, beträgt das Durchschnittsgewicht eines vollgefüllten gelben Sacks 1,8 bis 2,7 kg. Die Firma Nehlsen gibt in einem Pressebericht an, dass ein gelber Sack zwischen 1,5 und 2 kg wiegt. So haben haben wir selbst auch mal zwei Säcke zu ca. drei Viertel mit üblichem Haushaltsplastikmüll locker gepackt. Unsere Messung ergab ziemlich genau 1 kg pro Sack (Abb. 1). Dies zeigt, dass das genaue Gewicht logischerweise von der Packungsdichte abhängt. Da unsere Vergleichssäcke sehr locker gepackt und nicht komplett gefüllt waren, bestätigt unsere Messung die Angaben der Müllfirma. Als Vergleichswert für unsere Challenge haben wir daher 1,5 kg pro Sack angenommen – die Mitte zwischen 1 (unsere Messung) und 2 kg (obere Grenze der Angabe der Müllfirma). Da wir früher alle zwei Wochen jeweils 2 Säcke vor die Tür gestellt haben, gehen wir als Ausgangs- und Vergleichswert für bis 2019 von 3 kg (Familie Kühl) und 2,5 kg (Familie Aigle) aus. Und ja, wir gestehen: das ist keine wissenschaftliche Messung mit mehreren Messpunkten und einem Mittelwert – dennoch soll uns das für unsere spielerische Challenge genügen.
Weiterhin haben wir uns gefragt, wie viel Plastikmüll in Deutschland im Durchschnitt pro Kopf und Jahr überhaupt anfällt. Laut Umweltbundesamt lag der durchschnittliche Plastikmüllanfall für Privatpersonen in 2018 bei knapp 25 kg pro Kopf und Jahr. Für eine 4-köpfige Familie sind das etwa 100 kg pro Jahr, was ca. 50-65 gelbe Säcken pro Jahr entsprechen, wieder je nach Füllgrad. Bei 2-wöchiger Abfuhr ergeben sich dann im Schnitt 2 volle Säcke pro Termin mit ca. 3-4 kg Gesamtgewicht. Dies passt zu unseren vergangenen Erfahrungen, denn auch wir haben vor einigen Jahren noch meist 2 gelbe Säcke pro Familie vor die Tür gestellt – nicht ganz voll, was wieder den oben genannten 2,5-3 kg Plastikmüll pro Familie und Abholtermin bedeutet.
Wieviel Plastikmüll haben wir im Moment? Was haben wir unternommen, um unseren Plastikmüll zu reduzieren?
Familie Aigle: Joghurt und Milch hatten wir früher auch schon oftmals in der Pfandfasche, haben aber hin und wieder doch wieder auf Tetrapack bzw. Becher zurückgegriffen. Seit gut 2 Jahren werden wir regelmäßig mit unserer Gemüsebox beliefert – mit frischer Bio-Milch und Bio-Joghurt im Pfandglas. Das war bereits ein wichtiger Schritt, um Tetrapacks und Joghurtbecher zu vermeiden. Auch Quark und Sahne gibt es in manchen Supermärkten im Mehrweg-Glas. Im Rahmen der Challenge sind wir jetzt noch einen Schritt weiter gegangen und kaufen nun konsequent im Unverpacktladen oder auf dem Wochenmarkt ein. Vom Müsli über Nüsse und Trockenfrüchte bis hin zu Nudeln und Schokolade und Knabbereien gibt es jetzt alles im selbst mitgebrachten Behältnis (Abb. 2). Ebenso sind wir vom Duschgel aus der Plastikflasche auf die traditionelle Handseife umgestiegen und fühlen uns wohl damit in unserer Haut.
Familie Kühl: Wir haben ja bereits vor einigen Jahren begonnen, Plastikmüll zu vermeiden. Aber ehrlich gesagt sind wir an manchen Stellen etwas nachlässig geworden. Hin und wieder konnten wir nicht widerstehen und haben dann doch zu beispielsweise den Gummibärchen in der Plastiktüte gegriffen. Durch die Challenge sind wir nun angespornt, wieder etwas mehr Acht zu geben, was und wie wir einkaufen. Gleichzeitig sind wir froh, seit Neuestem in unserer Nähe den mobilen Unverpackt-Vollgepackt-Laden zu haben. Nun sind wir sehr gespannt auf das Gewicht unseres Plastikmülls….
Schon bei den ersten 5 Terminen war klar, dass unsere beiden Familien in ihrem Plastik-Müllaufkommen dicht an dicht liegen (Abb. 2). Beide hatten pro Termin einen halben bis drei Viertel locker gefüllten Sack vorzuweisen. Doch was zeigte das Gewicht auf der Federwage an? Diese lagen im Bereich von 470 bis 850 g pro Sack, was sehr gut zur äußeren Beobachtung passt. Insgesamt sind in diesem Zeitraum bei Familie Kühl 3000 g, bei Familie Aigle 3530 g Plastikmüll angefallen. Damit liegt Familie Kühl mit einem Vorsprung von 530 g in Führung.
Dies zeigt, dass wir durch relativ einfache Maßnahmen 70-80% unseres Plastikmülls reduzieren konnten. Die verbleibenden 30-20% wegzubekommen stellt nun eine große Herausforderung dar. Im nächsten Bericht zum Abschluss der Challenge möchten wir darauf eingehen, in welchen Lebensbereichen nach wie vor Plastikmüll anfällt und wie schwer es ist, sein eigenes Konsumverhalten so zu verändern, dass kaum bis kein Plastikmüll entsteht. Und wie sieht es mit Kosten, Zeit und Aufwand beim Einkauf aus? Und: Gibt es noch Luft nach unten? Können die Familien Ihren Müll noch weiter reduzieren? Wird Familie Aigle den leichten Rückstand aufholen können…?
Weitere Folgen
Sack-Challenge Teil 1 hier