Als wir vor zwei Jahren mit unserem Blog begonnen haben, war neben dem Klimawandel auch der Plastikmüll ein wichtiges Thema. So hatten wir damals beschlossen, unseren Haushalts-bedingten Plastikmüll deutlich zu reduzieren. Was haben wir verändert? Wie weit sind wir gekommen? Und: ist unser Haushalt jetzt Plastik frei? Zum Jahreswechsel möchten wir ein Resumée ziehen…..
Warum ist uns dieses Thema so wichtig? Auch bei uns in Deutschland brauchen wir nur aufmerksam durch die Natur zu gehen, um zu erkennen, dass Plastikmüll ein Problem ist. Kaum ein Feld, auf dem nicht Überreste von Plastik zu finden sind. Plastik baut sich nur langsam ab und verbleibt damit über lange Zeiträume in der Natur (Abb. 2). Die dadurch verursachten Probleme sind immens. Nur ein Beispiel: Vögel nehmen herumliegendes Plastik nicht nur irrtümlich als Nahrung zu sich, sondern sie nutzen herumliegende Plastikteile und Schnüre auch für ihren Nestbau. Einerseits ist dies gefährlich für die Jungen, die daran picken und es aufnehmen. Andererseits kann es dazu führen, dass Regenwasser nicht mehr aus dem Nest läuft oder das Nest nicht genug isoliert ist – mit verheerenden Folgen für heranwachsende Jungvögel. Hier ein Beispiel aus unserer Region, aufgenommen im Garten einer Freundin (Abb. 1).
Das Problem ist allerdings viel größer als die meisten von uns denken. Insgesamt gelangen jährlich ca. 10 Millionen Tonnen Plastikmüll in unsere Weltmeere. Anschaulich betrachtet, ist das eine Lkw-Ladung pro Minute. Plastik hat es bereits schon in die entlegenste Orte der Welt geschafft, wie beispielsweise in die Antarktis oder die Tiefsee. So haben Wissenschaftler in einer kürzlich erschienen Publikation den Fund von Mikroplastik in Meerestiefen von bis zu 8.250 Meter beschrieben. Diese Studie zeigt, dass Mikroplastik bis in die Tiefen des Ozeans absinken und sich dort anreichern kann. Wissenschaftler prognostizieren darüber hinaus, dass – wenn es so weitergeht – im Jahr 2050 mehr Plastikteile im Meer schwimmen könnten als Fische . Während ein Pappkarton in nur zwei Monaten in der freien Natur abgebaut wird, dauert der Abbau von Plastikprodukten um ein Vielfaches länger (Abb. 2). Und mit dem Zerfall ist dieses Produkt ja auch nicht weg, es ist in Mikroplastik zerfallen – mit all seinen Nebenwirklungen für Mensch und Tier.
In Deutschland denken wir ja gerne, dass wir mit dem gelben Sack bzw. der gelben Tonne ein hervorragendes Recylingsystem haben. In der Vergangenheit haben wir das Thema Plastikrecycling, insbesondere auch der PET-Plastikflasche, schon diskutiert. Dabei haben wir auch gesehen, dass auch bei gewissenhafter Entsorgung unser Plastikmüll im relevanten Ausmaß in der Natur landet.
Daher haben wir privat bereits vor zwei Jahren versucht, unseren Plastikmüll zu reduzieren. Aber wie sieht nun aus?
Eine ganze Reihe von Produkten kaufen wir regelhaft nur noch in Pfandflaschen bzw. Pfandgläsern: Milch, Sahne, Joghurt und Getränke. Damit fallen bei uns keine Joghurtbecher oder Verpackungen auf Tetrapack Basis mehr an. Bei anderen Produkten sind wir auf Alternativen umgestiegen: Feste Seife für Körper und Haar anstatt flüssiger Seife, Duschgel oder Haarshampoo. Wurst und Käse kaufen wir entweder gar nicht mehr (Wurst) oder nicht mehr in Plastik verschweißt (Käse). Gleiches gilt für Obst und Gemüse, welches wir mittlerweile von einem Bauern aus der Region beziehen. Allein durch diese Maßnahmen konnten wir unseren Plastikmüll deutlich reduzieren.
Durch einen Unverpackt-Laden in unserer Nähe hat dieses Unterfangen kürzlich einen weiteren Impuls erhalten. Unverpackt-Läden gibt es ja schon seit längerer Zeit insbesondere in größeren Städten. Neu sind seit kurzem die mobilen Unverpackt-Läden. So bietet jetzt auch ein junger Mann bei uns in Blaustein Waren in seinem mobilen Unverpackt-Laden an. Auch in unserem Freundeskreis haben zwei Juristen ihren sicheren Bürojob aufgegeben, um gemeinsam einen mobilen Unverpackt-Laden in Köln zu betreiben. Was kaufen wir nun dort? Nudeln, Reis, Linsen, Haselnüsse, Mandeln, Schokolade, Weingummi, um nur einige Beispiele zu nennen (Abb. 3). Auch dies alles Dinge, die wir bis vor Kurzem noch im Supermarkt – zumeist in Plastik verpackt – erstanden haben. Ein weiterer Vorteil ist, dass Unverpackt-Läden nicht nur auf die Reduktion von Verpackungen achten, sondern gleichzeitig auf Kriterien wie regionale und biologische Produktion sowie faire Arbeitsbedingungen achten. All das wird unseren Plastikabfall weiter reduzieren und es ist jedes Mal ein beschwingendes Gefühl, wenn unser Müll im gelben Sack weniger und weniger wird oder wir gar keinen Sack zum Abholen rausstellen müssen.
Wir haben jetzt die Feiertage dazu genutzt, unseren Haushalt erneut durchzukämmen: Gibt es noch Plastikprodukte für Optimierungen? Gibt es noch Altbestände? Und tatsächlich haben wir jetzt nach zwei Jahren immer noch Shampoo-Flaschen im Schrank gefunden, die „dringend“ noch aufgebraucht werden müssen. Auf die Frage, ob unser Haushalt Plastik-frei ist, gibt es eine klare Antwort: Nein. Aber das soll ja auch nicht das Ziel sein. Es geht darum, möglichst bewusst mit dem Verpackungsmaterial und Rohstoff Plastik umzugehen.
Fazit für uns: Wir achten weiterhin darauf, unseren Plastikmüll im Haushalt möglichst gering zu halten. Wenn immer möglich, suchen und verwenden wir Alternativen – auch wenn es nur um Kleinigkeiten geht. So haben wir im letzten Winter noch Vogelfutter in Plastiknetzen rausgehängt (sogenannten Maisenknödel). Als wir aber gesehen haben, wie eine Krähe einfach das ganze Netz mitgenommen hat, haben wir Konsequenzen gezogen und bieten das Futter nun in anderer Form an. Für manche mag das jetzt schon kleinlich oder pedantisch erscheinen. Allerdings wäre es interessant gewesen, zu verfolgen, was der besagte Vogel damit gemacht hat: mitgegessen oder in der Natur liegen gelassen…?
Zum Weiterlesen:
Broschüre des BUND
Broschüre des NABU