Aus und vorbei: Die Gelbe-Sack-Challenge der Familien Aigle und Kühl endet nach knapp einem halben Jahr, genau genommen nach 20 Wochen und 10 Abfuhrterminen. Ein ausreichender Zeitraum, das eigene Verhalten beim Umgang mit Müll zu reflektieren und Bilanz zu ziehen. Zudem die spannende Frage: Welche Familie hat nun die Challenge gewonnen und weniger Müll produziert? Und: Kann man eigentlich auch Plastik-frei leben…?
Bei dieser, unserer zweiten Challenge, stand zur Abwechslung Familie Kühl mit einem hauchdünnen Vorsprung ganz oben auf dem Siegertreppchen. Insgesamt über die 5 Monate hatte sich im gelben Sack der Familie Kühl 4,41 kg, in dem von Familie Aigle 4,54 kg Plastikmüll angesammelt. Ein Wert, der bei einer Durchschnittsfamilie in Deutschland innerhalb von ca. 2 Wochen entsteht (siehe zweiter Beitrag zur Challenge). Interessant, was beide Familien in dieser Zeit an Plastikmüll eingespart haben: Früher wären in dieser Zeitspanne pro Familie 25-30 kg entstanden, bei einer deutschen Durchschnittsfamilie sogar 40 kg.
Beide Familien konnten schon vor Beginn der Challenge ihr Plastik-Müllaufkommen um 70-80% reduzieren und dieses Niveau über die gesamte Challenge halten. Die Werte schwankten im Bereich von 850 g und 320 g. Im Mittel lag das Sackgewicht bei 450 Gramm pro Abfuhrtermin und Familie. Aber was sagen die beiden Familien dazu?
Familie Aigle: Nach den ersten Wiegungen waren wir erstmal erfreut, dass das mit dem Reduzieren funktioniert. Dennoch war uns Familie Kühl schnell voraus. Also mussten wir uns etwas einfallen lassen – und haben es tatsächlich geschafft, in der zweiten Hälfte Werte unter 500 g pro Abfuhr zu kommen. Dabei konnten wir in KW17 mit nur 320 g Plastikmüll sogar den Bestwert der Challenge erreichen.
Plastik in der Küche: Entscheidend in der 6-monatigen Challenge war die Konsequenz. Im Unterschied zu früher haben wir den wöchentlichen Großeinkauf nicht mehr im Supermarkt erledigt, sondern haben konsequent den Unverpacktladen sowie den Wochenmarkt aufgesucht. Außerdem haben wir eine regionale Bio-Gemüsebox bestellt, in welcher auch Bio-Joghurt und Bio-Milch im Mehrweg-Glas geliefert wird. Zudem verzichteten wir konsequent auf Fertiggerichte – ein Mehrgewinn für Umwelt UND unsere Gesundheit.
Plastik im Bad: Hier sind festes Deo, Shampoo und Duschgel inzwischen zum Standard geworden – der immer größer werdenden Auswahl an tollen Produkten zum Dank! Bereits vorhandene Behälter für Bodylotion und Flüssigseife lassen sich im Unverpacktladen leicht wieder auffüllen. Gleiches gilt für Reinigungsmittel aller Art.
Unvermeidbares: Nach wie vor gibt es einige Produkte, die leider kaum unverpackt erhältlich sind (z.B. Frischkäse, Schmand). Einen Strich durch die Rechnung machten uns auch verschiedene Anschaffungen von Elektrogeräten und Bürobedarf, sowohl im Onlinehandel als auch in Geschäften vor Ort, da dadurch stets Verpackungsmüll entstanden ist.
Persönliches Fazit: Der eigene Müllberg lässt sich durchaus reduzieren – vorausgesetzt, man nimmt sich die Zeit hierfür. Den bewussten Einkauf auf dem Markt oder im Unverpacktladen empfinden wir nicht als Stress. Auch sind wir bereit, für regionale, biologische, unverpackte und zumeist fair gehandelte Produkte einen Preis zu bezahlen, der die Wertigkeit der Produkte widerspiegelt. An anderer Stelle, z.B. durch den Verzicht von Fertigprodukten, welche meist völlig überteuert sind, sparen wir wiederum ein.
Familie Kühl: Da wir unseren Plastikmüll bereits vor 2 Jahren massiv reduziert hatten, bestand für uns hauptsächlich die Herausforderung darin, ob es gelingen kann, fast komplett auf Plastik zu verzichten. Gescheitert ist dieser Versuch z.B. daran, dass mehrere Geburtstage in der Challenge-Zeit lagen und insbesondere bei den Kinderspielsachen viel Verpackungsmüll entstand. Auch haben wir für die borstigen Haare unserer Mama noch keine Haar-Kur ohne Plastikverpackung gefunden, womit diese halbwegs geschmeidig werden. Im Moment sehen wir hier nur zwei Lösungen: eine Kur in Plastik ODER schnipp-schnapp, Haare ab. Da wir außerdem gerne noch mehr auf tierische Produkte verzichten würden, stehen wir weiterhin vor dem Dilemma, dass vegane Lebensmittel wir Margarine oder Sojamilch in unserer näheren Umgebung nahezu ausschließlich in Plastik erhältlich sind. Mal sehen, wie wir dies alles in Zukunft lösen können…
Weitere Probleme – Dosen und Einweg-Glas verzerren das Bild: Abschließend möchten wir zumindest noch erwähnen, dass auch „gewichtige“ Blechdosen im gelben Sack entsorgt werden. Alleine eine Dose wiegt, je nach Größe, schnell mal über 50 g. Beispiele hierfür sind eingelegte Früchte oder Tomatensauce, welche in Dosen, Tetra Paks oder auch im Einmalglas angeboten werden. Der Ersatz durch Einmalglas ist dabei auch kein wirklich nachhaltiger Weg. Einen ähnlichen Aspekt hatten wir beim Vergleich von PET Flaschen und Mehrwegglas bereits mal diskutiert. Beide Familien haben daher versucht, neben Plastik auch Dosen und Einwegglas zumindest zu reduzieren. Denn die beste Verpackung ist eben gar keine Verpackung.
Gesamtfazit: Beide Familien waren überrascht, dass durch die Challenge ein bisher unüberlegter Vorgang, wie es das Wegwerfen von Müll oft ist, zu einer bewussten Handlung wird. So überlegen wir nun beim Wegwerfen von Müll, wo nun schon wieder dieser Becher, diese Dose oder diese Plastikverpackung herkommt und ob der Müll nicht auch vermeidbar gewesen wäre. Ein bewusstes Konsumverhalten ist der Anfang, um eingefahrene Verhaltensmuster zu verändern. Gelernt haben wir, dass es möglich ist, Plastik im großen Umfang zu reduzieren; aber auch, dass das neue Einkaufsmuster erlernt werden muss und leider mit mehr Zeit und Geld einhergeht.
Ein Challenge ohne Preis geht natürlich nicht: Familie Kühl darf sich nun auf ein regional-unverpacktes-Dinner zubereitet von Familie Aigle freuen.
Frühere Beiträge zur Sack-Challenge:
Unsere Sack-Challenge Teil 2: Wieviel Plastikmüll entsteht in einer deutschen Durchschnittsfamilie? Link
Sack-Challenge Teil 1: Der Start Link