Die alltägliche Kurzstrecke: muss es wirklich immer das Auto sein…?

Heute wollen wir mal wieder schauen, wie wir in Sachen „Alltagsmobilität“ unser CO2 Konto zeitnah und realistisch reduzieren können und haben daher die alltäglichen Kurzstrecken genauer unter die Lupe genommen, die viele gerne mit dem Auto zurücklegen – zum Bäcker, zum Geldautomaten oder ins Fitness Studio. Diese Liste ist natürlich beliebig verlängerbar…

Nach Untersuchung durch das Umweltbundesamt entfallen 40-50 % der Autofahrten auf kurze Strecken von weniger als 5 km. Dies wird auch durch eine österreichische Studie bestätigt, die darüber hinaus noch erhoben hat, dass auf 100 Autos 116 Insassen kommen. Das heißt, die meisten Fahrten werden alleine mit dem Auto zurückgelegt. Dazu kommt die Tendenz, dass wir uns immer größerer und PS-stärkerer Auto anschaffen.

Warum nicht öfter mal auf die öffentlichen Verkehrsmittel wie den Bus zurückgreifen? Nehmen wir mal an, wir fahren einen VW Touran – einen Mittelklassewagen – 11.000 km im Jahr. Dies ergibt einen CO2 Ausstoß von insgesamt 2,47 t. Wenn wir nur die Hälfte der Strecken durch den Bus ersetzen, reduziert sich der Ausstoß auf nur noch 1,53 t CO2. Das bedeutet eine Einsparung von knapp 0,94 t CO2

Der Ersatz eines VW Tourans durch Bus und Rad reduziert den persönlichen CO2 Ausstoss merklich. Hier am Beispiel von jährlich 11.000 gefahrenen Kilometern und den Ersatz der Hälfte der Strecke. Oben: 11.000 km Auto fahren machen insgesamt 2,47 t CO2. Unten: Ersetzt man die Hälfte der Strecke durch den Bus, haben wir einen CO2 Ausstoß von 1,53 t. Ersetzen wir die 5.500 km durch ein Fahrrad, kommen wir auf einen CO2 Ausstoß von 1,24 t. Klimatechnisch eine tolle Sache!

Oder warum bei trockenem Wetter nicht einfach mal auf das Rad umsteigen? Für Strecken bis zu 5 km und ohne Berge ist das einfache Fahrrad eine realistische Alternative. Für Strecken darüber hinaus, für bergige Gebiete oder auch für ältere Menschen kann das Pedelec ein guter Ersatz sein (Details zu den Kosten und der Umweltbelastung findet Ihr in unseren früheren Pedelec Berichten 1 und 2). Als gute Beispiele für Städte sind hier Kopenhagen, Amsterdam oder Münster zu nennen. In Münster beispielsweise macht der Radverkehr 38% des gesamten Verkehrsaufkommens aus, der motorisierte Individualverkehr 36%. Was sind denn nun die Vorteile bei einem Umstieg auf das Rad? Wir nehmen wieder an, wir fahren im Jahr 11.000 km mit unserem Mittelklasse-Auto. Wenn wir nun die Hälfte der Strecken durch das Rad ersetzen würden, würden dies eine Einsparung von knapp 1,23 t CO2 bringen. Ein toller Beitrag zum Klimaschutz!

Aber nicht nur fürs Klima bedeutet das Rad als Alternative einen großen Vorteil. Gerade für kurze Strecken gilt das Rad als das schnellste Verkehrsmittel. Wir, die schon öfter mit dem Auto in der Stadt im Stau standen oder länger einen Parkplatz gesucht haben, können dem nur zustimmen. Auch ist das Rad sicher das günstigste Verkehrsmittel nach dem Gang zu Fuß. Eigentlich hat doch fast jeder eines daheim „rumstehen“ oder könnte sich günstig ein Gebrauchtes anschaffen. Forschungsergebnisse zeigen darüber hinaus, dass man für einen zurückgelegten Kilometer 10 Cent für das Rad rechnen darf (Anschaffung, Reparaturen, Zubehör eingerechnet). Auf einen Mittelklassewagen dagegen fallen 30-60 Cent pro gefahrenen Kilometer. Auch gibt es eine Vielzahl von Studien, dass gerade Kurzstrecken unserem geliebten Auto gar nicht guttun. 

Darüber hinaus – unsere Ärzte / innen sagen es schon lange – bewegen wir uns viel zu wenig. Würden wir mehr Strecken im Alltag zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegen, hätten wir unsere Zivilisationskrankheiten wie Übergewicht inkl. Diabetes mellitus, hohen Blutdruck oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser im Griff – ganz nebenbei in den Alltag integriert und ganz günstig verglichen mit den Gebühren für das Fitness Studio. Auch kann man sich fragen, warum viele Menschen das meist nahegelegene Fitness Studio mit dem Auto anfahren, wenngleich doch der Sport das Ziel ist?

Viele Menschen argumentieren: Radfahren schadet der Gesundheit, da wir einem höherem Unfallrisiko sowie der Feinstaub/Schadstoff-Belastung in der Luft ausgesetzt sind. Auch mit diesem Punkt hat sich die Wissenschaft beschäftigt und konnte dieses Argument aus dem Weg räumen. 

Natürlich muss das Radwegenetzwerk noch besser ausgebaut werden, auch um Unfälle besser vermeiden zu können. Doch umso mehr mit dem Rad gefahren wird, desto weniger Unfälle passieren auch – hier positive Ergebnisse einer Studie aus Österreich. Zudem zeigt eine Studie aus den Niederlanden, dass MitarbeiterInnen, die mit dem Rad zur Arbeit fahren, seltener krank sind als jene, die mit dem Auto kommen . Für das jeweilige Unternehmen lässt sich dadurch auch viel Geld pro Jahr einsparen.

Bleibt noch die Vereinbarkeit mit dem Familienleben zu diskutieren. Aus eigener Erfahrung wissen wir, dass es im stressigen Alltag nicht immer leicht ist, auf ein alternatives Verkehrsmittel zum Auto zurückzugreifen. Aber auch das geht natürlich. Solange die Kinder noch klein sind, kann man sie recht schnell und unkompliziert in einen Kinderwagen oder Fahrradanhänger packen und los geht´s – mit dem Bus oder dem Rad. Sobald die Kinder jedoch ein gewisses Gewicht erreicht haben und dementsprechend Kinderwagen oder Fahrradanhänger zusammenbrechen würden, müssen sie selbst gehen oder Rad fahren. Dann wird es in Sachen Motivation der Kinder anstrengender für Mami und Vati und alles dauert manchmal doch länger als der Tag Stunden hat.

Fazit für uns: Wir überlegen uns täglich aufs Neue, welche Strecken wir mit dem Bus, dem Rad, dem Pedelec oder eben doch mit dem Auto zurücklegen. Im Moment – gut ein halbes Jahr nach Anschaffung unseres Pedelecs und vermehrten Einsatz unserer normalen Fahrräder – sieht es so aus, dass wir 50% unserer mit dem Auto gefahrenen Strecke reduzieren können – obwohl wir mit dem Auto schon einen Urlaub im nahe gelegenen Allgäu gemacht haben. Hier unser Bericht nach einem Jahr Pedelec.

2 Antworten auf „Die alltägliche Kurzstrecke: muss es wirklich immer das Auto sein…?“

  1. Nachdem wir als Familie versuchen möglichst auf unsere Umwelt zu achten, haben wir vor einigen Wochen einen Samstagsausflug von Weißenhorn-OT nach Neu-Ulm ins Kino unternommen.

    Um die Umwelt zu schützen sind wir mit Bus und Bahn gereist. Wir hatten eine Fahrzeit von 2 Stunden (Auto: 45 Min.)

    Kosten für 1 Erwachsenen und 2 Kinder 15,40 € – wir haben sogar 19 € bezahlt da es unklar war ob Pfiffibus extra bezahlt werden soll (Auto ca. 10€ – laut Rechner im Internet)

    Unser Fazit: schöner Ausflug, jedoch zu teuer für den Mehraufwand. Es wäre wünschenswert, wenn die Politik/Versicherungen mehr für den tatsächlich gefahrenen Kilometer verlangen und die Kommunen den Nahverkehr günstiger bis umsonst machen. Das Autofahren ist leider immer noch zu attraktiv.

  2. Vielen Dank für diesen Kommentar. In der Tat wäre es wünschenswert, wenn die Preise im Nahverkehr günstiger wären. Der Anreiz zum Umsteigen wäre deutlich höher. Besonders wenn das Auto gut ausgelastet ist, wird das Auto von den Kosten her oft günstiger als der Nahverkehr. Auf den kurzen Strecken bis zu wenigen Kilometern bietet sich das Fahrrad als kostengünstige Alternative an, aber auch das ist manchmal mit Kinder wirklich schwer zu machen (z.B. mit den ganz Kleinen).

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