Immer größer, immer weiter….

In einem unserer letzten Beiträge zu den Klimaschutzzielen haben wir darüber berichtet, dass der Ausstoß von Treibhausgasen, der durch den Sektor Verkehr verursacht ist, seit 1990 nicht gesunken ist – im Gegensatz zu den anderen Sektoren. Auch wenn andere Flug- und Schiffsreisen auch in diesen Sektor fallen, wollen wir heute exemplarisch am Beispiel unserer Autofahrten schauen, warum das eigentlich so ist….

Des Deutschen liebstes Kind ist und bleibt offenbar das Auto. Während sich die Hersteller einerseits immer mehr Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung entsinnen und damit der durchschnittliche Kraftstoffverbrauch sinkt, steigen gleichzeitig unsere Anforderungen an Komfort und Ausstattung. So ist es heutzutage normal, dass ein Auto elektrische Fensterheber und eine Klimaanlage besitzt. Weitere nette Dinge sind die Sitzheizung, die Standheizung, die Abstandssensoren, die Rückfahrkamera und vieles mehr…. das alles hat natürlich seinen Preis, denn die Autos werden dadurch immer schwerer. Gleichzeitig werden die Autos auch immer größer – ist ja auch mit einem höheren Komfort verbunden. Man braucht sich nur auf der Straße umzuschauen und sieht jede Menge SUVs, in denen zudem häufig nur eine Person sitzt. Durch die Tatsache, dass die Autos immer größer und schwerer werden und die Kunden dies offensichtlich auch so wünschen, werden alle Effizienzgewinne der Hersteller zunichte gemacht. Gleichzeitig fahren wir immer öfter mit dem Auto und oft auch immer längere Strecken. Wie sind dazu die Zahlen des statistischen Bundesamts.

Von 2010 bis 2017 ist der sogenannte CO2 Flottenverbrauch von 151,7 g/km auf 127 g/km gesunken – in 8 Jahren also eine Reduktion von ca. 16%. Übrigens: 1998 lag der Wert noch bei etwa 188 g/km! Allerdings ist der Bestand an Autos von 2010 bis 2017 von 41,8 auf 45,9 Millionen und die Fahrleistung von 587.000 auf 641.000 Millionen Kilometer gestiegen. Und was heißt das dann in der Summe? Der CO2 Ausstoß der deutschen Autos ist in dieserm Zeitraum von 108 auf 115 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr gestiegen. 

Seit wir uns die Folgen des Klimawandels für unsere Kinder und Enkelkinder richtig bewusst geworden sind, fragen wir uns seit geraumer Zeit täglich, welche unserer Fahrten mit dem Auto wirklich notwendig sind. Müssen wir zum Bäcker oder Geldautomaten wirklich mit dem Auto fahren, wenn diese eigentlich um die Ecke liegen? Können wir für die eine oder andere Fahrt vielleicht auf eine Alternative zurückgreifen – und wann ist das Auto einfach nicht ohne sehr große Hürden ersetzbar? 

Und wie schnell sollten wir auf der Autobahn fahren? Ein angemessenes Tempo spart uns persönlich Sprit und damit Geld – und nebenbei haben wir CO2 eingespart. Warum Verkehrsminister Scheuer sagt, ein Tempolimit von 130 sei „gegen jeden Menschenverstand“ , bleibt zumindest uns verborgen. Und warum der ADAC behauptet, ein Tempolimit würde nichts zum Klimaschutz beitragen, ist uns völlig unverständlich. Auch wenn die eingesparte Menge CO2 bezogen auf den Gesamtmenge von 900 Millionen Tonnen CO2 Äquivalente pro Jahr klein sei – der ADAC geht von 0,5% aus – muss man doch festhalten, dass hier eine einzige Maßnahme einen zählbaren Erfolg hat: mehrere Millionen Tonnen. Und am Ende gilt: Jede Tonne zählt!

Auch zeigen Daten , dass ein Tempolimit zur Erhöhung der Sicherheit auf den entsprechenden Streckenabschnitten führt, insbesondere wenn man sich die Anzahl der Verkehrstoten pro 1000 km Autobahn anschaut. Volvo hat zuletzt angekündigt, die Höchstgeschwindigkeit der von ihnen hergestellten Autos auf 180 km/h zu begrenzen. Daumen hoch von unserer Seite!

Andererseits liegt aber auch eine große Verantwortung bei der Kommunalpolitik. Bei städtebaulichen Planungen muss zwingend darauf geachtet werden, dass es nicht zu einer Ansammlung von Geschäften auf der grün-blühenden Wiese vor den Toren der Stadt kommt, sondern das Geschäfte in verschiedensten Größen in der Stadt gleichmäßig verteilt angesiedelt werden. Auch sind wieder vermehrt Dorf- oder Hofläden zu begrüßen. Zum Glück eröffnen derzeit wieder viele dieser kleinen Läden, die meist biologische, regionale und saisonale Produkte mit wenig Verpackung anbieten. Sind die Geschäfte allerdings zu weit entfernt, bleibt dem Verbraucher oft keine andere Wahl, als mit dem Auto zu fahren.

Auch in einem anderen Bereich des Straßenverkehrs gibt es wenig Gutes zu berichten. Die Anzahl der Transportfahrten auf unseren Straßen steigt kontinuierlich an. Und das betrifft nicht nur den Transitverkehr, sondern auch den Lieferverkehr. Man denke hier an die Kurierfahrer, die die online bestellte Waren durch das halbe Land transportieren. Jede und jeder, der auf der Autobahn unterwegs ist, kann davon wohl ein Lied singen. Regionale Wirtschaftskreisläufe sind hier wichtiger denn je, um die Transportwege zu minimieren. Die Nachteile der Online Käufe auf Klima und Umwelt werden wir noch einmal gesondert aufgreifen.

Wir selbst haben unsere eigenen konkreten Konsequenzen gezogen: Fernfahrten in Deutschland, beruflich wie privat – machen wir wenn immer möglich mit dem Zug . Für die kurzen Strecken daheim haben wir ein Pedelec angeschafft – mit einer positiven Bilanz. Und bei Fahrten in den Urlaub mit dem Auto achten wir darauf, in der Nähe zu bleiben. Wir haben schon ganz fantastische Urlaubsziele in einem Radius von 600 km ausfindig gemacht, sowohl für den Sommer- als auch den Winterurlaub. Eine Distanz, die wir gut mit Kindern an einem Tag bewältigen können ohne den Urlaub gleich mit Stress zu beginnen. Und nicht zuletzt versuchen wir, all unsere Einkäufe wohl bedacht zu organisieren und unsere individuellen online Bestellungen so gering wie möglich zu halten.

Siehe dazu auch:

http://www.spiegel.de/auto/aktuell/diesel-offensive-wirkungslos-co2-emissionen-bei-pkw-steigen-an-a-1240429.html

https://www.umweltbundesamt.de/daten/verkehr/kraftstoffe