Gewohnheiten durchbrechen – gemeinsam „Klima-motiviert“ sein!

In einem unserer letzten Beiträge haben wir bereits eine Methode aus dem Projektmanagement vorgestellt, die bei der Erreichung persönlicher Klimaschutzziele hilfreich sein kann. Heute wollen wir weitere unterstützende Strategien vorstellen, die zusätzlich auch helfen können, andere von einem Klima-schonenden Verhalten zu überzeugen…

Zunächst einmal spielt das Wissen über die sogenannte Selbstwirksamkeit eine wichtige Rolle. Hierzu gehört nicht nur die Fähigkeit, uns Umwelt- oder Klima-schützend zu verhalten, sondern auch das Bewusstsein über die Wirksamkeit der gewählten Maßnahme. Man besitzt beispielsweise nicht nur die Kompetenz, eigenhändig ein Fahrrad zu reparieren, Kleidung zu flicken oder leckere vegane Speisen zuzubereiten, sondern weiß darüber hinaus auch ob deren Effektivität (Details unten). Dadurch wird man motiviert, diese Fähigkeiten gezielt weiter auszubauen. Unterstützen kann dabei auch der Besuch von Reparatur- oder Kochkursen. Oft lernt man dort Gleichgesinnte kennen, tauscht sich aus und entwickelt Freundschaften. Das Erlebnis bleibt in positiver Erinnerung, was zusätzlich motiviert (Gruppenzugehörigkeit sowie positive Emotionen auch unten).

Optimiert wird die Wahrnehmung der Selbstwirksamkeit mit dem Wissen über konkrete Handlungsoptionen und deren Effektivität. Was bringt es, wenn ich statt einer Fernreise regional reise (Zahlen hier)? Was bring die Reduktion von Fleisch in der täglichen Ernährung (Zahlen hier)? Es macht durchaus Sinn, mit Dingen zu beginnen, die einem persönlich besonders leichtfallen und / oder eine große Wirkung entfalten. Und auch hier gilt: Der Erfolg spornt an und motiviert zum Weiterzumachen.

Weiter zu nennen sind soziale Normen. Darunter versteht man Regeln und Standards, die von vielen Menschen geteilt werden, besonders jenen im persönlichen Umfeld. Uns ist die Meinung der Familie, unserer Freunde, aber auch die von Fremden wichtig („…was würden die sagen, wenn ich….“). Niemand möchte gerne aus dem sozialen Umfeld ausgeschlossen werden, jeder möchte am liebsten einer Gruppe angehören. Und da fährt man mit der Anpassung an vorgelebte Standards zunächst einmal besser. 

Umgekehrt wird allerdings auch ein Schuh daraus: Um andere zur Nachhaltigkeit anzuregen, ist es gut, die Machbarkeit vorzuleben. Man sollte sich also darum bemühen, eine Vorbildfunktion einzunehmen – auch wenn man damit zunächst einmal „aus der Norm“ fällt. Je mehr einem andere folgen, um so eher wird das nachhaltige Verhalten irgendwann als „normal“ empfunden. Jeder kann hier einen wichtigen Beitrag leisten, ob man „berühmt“ ist oder nicht. Die Erfahrung zeigt: die Vorbildfunktion funktioniert am besten, wenn man dabei fröhlich und nicht verbissen, aber auch authentisch und glaubhaft wirkt. So wird das nachhaltige Leben sichtbar positiv gewertet – mit einer positiven Wirkung auf die Menschen in der Umgebung. Auch, wenn die Gruppe zunächst klein ist, so darf die Wirkung nicht unterschätzt werden. Auch, wenn im ersten Moment Ablehnung beim Gegenüber spürbar ist, so wird die Information oft im „stillen Kämmerlein“ überdacht. Und wenn dann noch ein neuer Befürworter für die eigene Gruppe gewonnen wird, dann hat man sehr gute Karten, weitere zu begeistern. Um das Gefühl der Gruppenzugehörigkeit zu stärken, kann z.B. der Beitritt in eine Umweltschutzgruppe helfen. Die gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung durch Gleichgesinnte hat einen verstärkenden Effekt auf die eigene Durchhaltekraft (positive Rückkopplung).

Eng mit der Vorbildfunktion verbunden ist der Einsatz positiver Emotionen. Umso positiver die geweckte Emotion ist, desto effizienter und effektiver wirkt diese auf die Motivation. Persönliche Geschichten bewirken emotionale Ergriffenheit und Empathie-Empfinden. Insbesondere Geschichten von Menschen, die einem ähnlich sind, die unter schwierigen Umständen aber dennoch etwas erreicht haben, erhöht die eigene Motivation. 

Will man sein Verhalten ändern, können auch Belohnungen, positive Rückmeldungen oder Anreize motivierend wirken. Belohnungen können ganz einfacher Natur sein, wie z.B. unterstützende Worte, auf die Schulter klopfen, ein Gutschein oder auch ein Preis. Bei manchen helfen auch spielerische Wettkämpfe. Je zeitnaher und öfter eine positive Rückmeldung kommt, desto besser. Unternehmen oder Gemeinden können Anreize setzen, um umweltfreundliches Verhalten günstiger und bequemer zu machen. Unternehmen könnte z.B. überdachte Fahrrad-Parkplätze kostenlos ganz vorne in Eingangsnähe einrichten und damit signalisieren, dass ihnen umweltfreundliches Verhalten wichtig ist. Im Idealfall macht der Chef mit und nimmt eine Vorbildfunktion ein (siehe oben). Oder Gemeinden spendieren neu Zugezogenen für die erste Zeit eine ÖPNV-Monatskarte. Macht man erst einmal positive Erfahrungen, werden sich neue Wege eher durchsetzen…

Und was ist zu vermeiden? Negative Emotionen sollten in der Klimaschutzdiskussion gut überlegt und nur dosiert erfolgen. Um das Ausmaß und den Ernst der Lage zu begreifen, sind negativ belegte Beispiele gut und wichtig. Dennoch bergen das die Gefahr, dass jemand nach einer Information eher sorgenerfüllt in die Zukunft blickt. Dies kann so weit gehen, dass beim Gegenüber Hilflosigkeit entsteht („…das schaffen wir ja eh nicht…“) und diesen unter Umständen sogar abhalten, ins Handeln zu kommen. Daher sollten Informationen zum Klimawandel nach Möglichkeit immer mit konkreten Handlungsoptionen verknüpft sein, um das Bewusstsein über die Selbstwirksamkeit zu stärken (siehe oben). Hier das richtige Maß zu finden, ist gar nicht so einfach. 

Und trotzdem sind Informationen zum Klimawandel wichtig. Denn ein erster Schritt zur aktiven Gewohnheitsänderung ist immer die Einsicht, dass sich etwas ändern muss. Wissen und somit auch eine gute Wissensvermittlung zum Klimawandel sind daher unerlässlich. Um die Menschen zu erreichen, sollten aktuelle und regionale Bezüge geschaffen werden. Es muss die Erkenntnis entstehen, dass der Klimawandel uns alle betrifft – und nicht „nur wenige“ Menschen in weit entfernten Ländern. Und ganz wichtig: Gerüchte können nur dann überzeugend widerlegt werden, wenn faktenbasiert mit guten Quellen argumentiert wird.

Wir wünschen Euch allen viel Erfolg bei der Klimamotivation!

Mehr auch unter:

https://www.wandel-werk.org/docs/20171007-Handbuch_deutsch.pdf