Einer unserer ersten Blogbeiträge bezog sich auf unseren persönlichen CO2-Fußabdruck im Jahr 2018. In diesem Jahr hatte jede/r unserer 4-köpfigen Familie im Durchschnitt ein Abdruck von 9,84 Tonnen CO2e (diese Zahl bezieht sich auf CO2-Äquivalente, also inklusive der Summe aller Treibhausgase neben CO2). Damals wollten wir wissen, ob und wie wir unseren CO2-Fußabdruck verkleinern können ohne uns selbst „in die Steinzeit“ zu versetzen. Nach einem Jahr nachhaltigeren Lebens ziehen wir heute Bilanz. Wie weit sind wir gekommen? Wie sehr konnten wir unseren CO2-Fußabdruck reduzieren ohne wirklichen „Verzicht“ zu üben? Davon heute mehr…
Wie auch beim ersten Mal haben wir unseren CO2-Fußabdruck mithilfe des Rechners des bayerischen Landesamtes für Umweltschutzberechnet und verwenden daher die dort angegebenen Rubriken.
Heizung: Wir heizen unser Haus mit Gas, was sich in der Kürze schlecht ändern lässt. Auch ist das Haus schon relativ gut isoliert. Trotzdem haben wir in 2019 etwa 10% weniger Gas verbraucht. Dies haben wir allerdings nicht aktiv beeinflusst, so dass die Einsparung vermutlich auf der Witterung beruht. Trotzdem eine kleine Einsparung im CO2-Fußabdruck für 2019: minus 0,07 Tonnen CO2e pro Person (hier und in allen anderen Vergleichen bezogen auf unseren Abdruck für 2018).
Strom: Wir hatten bereits darüber berichtet , dass wir Anfang 2019 auf Ökostrom umgestiegen sind. Allein durch diesen Wechsel ist der Anteil für den Strom in unserem Fußabdruck praktisch auf Null gesunken (der verbleibende Rest ist so gering, dass er in der Abbildung unten gar nicht mehr auftaucht). Für unsere Bilanz: minus 0,41 Tonnen CO2e pro Person. Gleichzeitig haben wir dennoch versucht, Strom einzusparen (durch z.B. die reduzierte Nutzung des Wäschetrockners) und so eine deutliche Reduktion erreichen können. In Zahlen: statt 3.300 kWh pro Jahr haben wir in 2019 nur noch 2.900 kWh Ökostrom verbraucht.
Mobilität: Das große Thema für uns in 2019. Tatsächlich haben wir es geschafft, in diesem Kalenderjahr erstmals unter 5.000 km Fahrleistung mit dem Auto zu bleiben. Die Mobilitäts-Challenge (hier zu den Berichten eins, zwei und drei) wird uns auch in 2020 zu neuen „Rekorden“ treiben. Mittlerweile stellt sich wirklich die Frage, ob wir das Auto nicht abschaffen. Das eingesparte Geld für Fixkosten (Steuer, Versicherung) sowie Reparaturen für das in die Jahre gekommene Auto (z.B. der Zahnriemen wird demnächst fällig) könnten wir sparen, in den ÖPNV stecken oder hin und wieder auch mal das Taxi zahlen. Ganz zu schweigen von dem Geld, welches wir für die Neuanschaffung eines Autos brauchen würden. Und: Das Fahren mit dem Fahrrad tut uns körperlich gut: Bewegung an der frischen Luft und ein wenig Stressabbau inklusive. Für unsere 2019er Bilanz: minus 0,55 Tonnen CO2e pro Person.
Ernährung: Tatsächlich hat sich unsere Ernährung in 2019 deutlich in Richtung vegetarisch verschoben. Über den Einfluss der Ernährung auf den CO2-Fußabdruck hatten wir schon berichtet. Fleisch kaufen wir fast gar nicht mehr, nur noch in den heiß geliebten Maultaschen der Kinder ist noch Fleisch dabei. Wir Erwachsene vermissen das Fleisch nicht und hin und wieder essen wir es auch. Ansonsten achten wir massiv auf regionale und saisonale Produkte und vor allem auf ein entsprechendes Bio-Label. Auch, wenn wir manchmal vegane Speisen essen, sind wir nicht Veganer geworden – Milch, Joghurt und Käse schmecken uns tatsächlich zu gut. Und viele Milchprodukte können wir in Mehrwegbehältnissen kaufen, vegane Ersatzprodukte bisher nur in Plastik. Im Vergleich zu 2018 hat sich dadurch unser Fußabdruck im Familienschnitt pro Person von 1,9 Tonnen pro Jahr auf jetzt 1,3 Tonnen verringert, ein Minus von 0,6 Tonnen CO2e pro Person. Das ist mehr, als wir anfangs gedacht haben.
Konsum: Auch in diesem Bereich haben wir uns durch bewussteres Einkaufen verbessert. Wir achten mehr auf fair gehandelte und langlebige Produkte (z.B. bei der Kleidung) und kaufen deutlich weniger „Kleinkram“ mal so nebenbei. Um den Wert für den Konsum zu ermitteln, haben wir unsere Konsumausgaben über längeren Zeitraum aufgeschrieben und den Wert dann in den CO2-Rechner eingegeben. Die größte Investition in 2019 war ein Pedelec, Haushaltsgeräte standen nicht an. So können wir hier ein Minus von satten 2,66 CO2e Tonnen verbuchen. Klingt nach viel, aber vielleicht war der Ausgangwert für 2018 auch zu hoch angesetzt. Diesen hatten wir vor einem Jahr ja nur geschätzt.
Was sich nicht geändert hat: Unser Pferd ist immer noch in unserem CO2-Fußabdruck enthalten (im Konsumbereich 0,6 Tonnen pro Person) und die öffentlichen Emissionen (0,73 Tonnen) können wir auch nicht beeinflussen.
Fazit: Insbesondere durch ein geändertes Mobilitäts-, Ernährungs- und Konsumverhalten haben wir unseren privaten CO2-Fußabdruck in einem Jahr massiv senken können. Statt ca. 9,8 Tonnen sind es jetzt nur noch ca. 5,6 Tonnen Treibhausgase pro Person. Damit haben wir in einem Jahr mehr als 4 Tonnen pro Person und als 4-köpfige Familie insgesamt 16 Tonnen Treibhausgase eingespart. Gar nicht schlecht, finden wir! Insbesondere, weil wir unseren Lebensstandard unserer Meinung nach nicht wirklich verschlechtert haben. Unter 5 Tonnen zu kommen, das wäre jetzt allerdings schwierig. Auf alle Fälle kompensieren wir den verbleibenden Rest unseres Fußabdrucks.
Was uns dieses Experiment allerdings gezeigt hat: mit etwas mehr Bedacht und Sorgfalt ist es möglich, seinen CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Was dabei möglich ist, muss jede/r basierend auf seinen Lebensbedingungen und Lebensumständen individuell selbst entscheiden und testen. Auch wenn ein klimaverträglicher Wert bei uns in Deutschland unter den derzeitigen Bedingungen unmöglich zu erreichen ist, ist es dennoch heute schon sinnvoll, mit der persönlichen CO2-Diät zu beginnen.